Rückgabe von Kunst: SPD kritisiert Vertagung

Lübeck: Archiv - 19.01.2022, 11.17 Uhr: Die SPD-Fraktion in der Bürgerschaft unterstützt das Vorhaben der Lübecker Museen, die unter zweifelhaften Umständen in die Völkerkundesammlung gelangten Objekte den Nachfolgestaaten der Herkunftsregionen Afrikas zurückzugeben. Der Fraktionsvorsitzende und kulturpolitische Sprecher Peter Petereit hat nach der Beratung im Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege erneut Stellung genommen.

Peter Petereit:

(")Meine Fraktion findet es weiterhin ausdrücklich lobenswert, dass Leitung und Team der Völkerkundesammlung den politischen Auftrag aus dem Museumsentwicklungsplan zur Provenienzforschung und zur Entwicklung von Vorschlägen zum Umgang mit den Ergebnissen so schnell und so wissenschaftlich fundiert umsetzen. Dass eine freiwillige und bedingungslose Restitution zumal der wertvolleren Teile aus der Sammlung politisch kontrovers diskutiert werden wird, war zu erwarten. Angesichts des Umstands, dass bereits Anfang Dezember für den Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege von der Verwaltung eine digitale Informationsveranstaltung mit Angebot zur weiteren Nachfrage durchgeführt wurde, kann ich allerdings nicht nachvollziehen, dass die Entscheidung im Ausschuss unter Hinweis auf Klärungsbedarf mit sehr knapper Mehrheit vertagt wurde. Wer Fragen hatte, bekam zweifelsohne ausreichend Vorlauf zur Klärung."

Die SPD-Fraktion weiter:

(") Wer zuhörte, las und nachfragte, konnte nachvollziehen, dass der Verwaltungsvorschlag unter Konsultation von Experten sowie Zeitzeugen vor Ort einbeziehende Forschungsmethoden erfolgte, und durch den Bund gefördert wurde. Nicht zuletzt ist das Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung (ZKFL) im Rahmen eines Stipendiats und eines Promotionsvorhabens eingebunden.(")

Für Jörn Puhle, Mitglied der Bürgerschaft und des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege ist die Forderung, weitere Experten einzubeziehen, von den für Vertagung stimmenden Fraktionen in der Sitzung nicht nachvollziehbar konkretisiert worden:

(")Das hinterlässt den Eindruck, dass vor allem politische Gründe zur Vertagung des Beschlusses führten. Freiwillige und bedingungslose Restitution ist eine Frage der Haltung und politischen Position, keine der abschließenden wissenschaftlichen und rechtlichen Klärung. Die SPD wird nicht hinnehmen, dass mit vermeintlichen Formalien davon abgelenkt wird, sich zur Frage zu bekennen, wie unsere Stadt sich gegenüber angesichts der Kolonialgeschichte zweifelhaft in ihren Besitz gelangten Objekten verhält.(")

(")Bedauernswerterweise hat die Diskussion um die Rückgabe von Objekten der Völkerkundesammlung Lübecks manifeste/latente eurozentristische und neokoloniale Positionen sowie Äußerungen nicht nur im Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege erkennen lassen. Wir appellieren an die Protagonisten, diese zu überdenken: Mit dem Fortgang der Zeit ändern sich die Bewertung von Vergangenheit und der Blick auf die Frage, was bewahrenswert oder austellungswürdig ist. Wozu im Besitz behalten, was angesichts der Forschungserkenntnisse nie mehr guten Gewissens präsentiert werden kann? Es stände der Hansestadt Lübeck gut zu Gesicht, in dieser Frage ein Zeichen zu setzen und damit den Ruf der Lübecker Museen für anerkannte Forschung sowie den unserer Hansestadt als weltoffene und vorurteilslose Stadtgesellschaft zu festigen(") so die Fraktion weiter.

Als SPD-Fraktionsvorsitzender und kulturpolitischer Sprecher wünscht sich Peter Petereit eine möglichst breite Mehrheit in der Bürgerschaft für die Vorlage der Verwaltung:

(")Das ist keine Frage der abschließenden Forschung und Klärung von Besitzverhältnissen, sondern hier ist ein politisches Bekenntnis gefragt. Selbst wenn die Zielländer aus Sicht westlicher Demokratien wie unserer nicht "restitutionswürdig" erscheinen, steht es uns nicht an, darüber zu befinden – wir wollen keine Fortsetzung des Kolonialismus nach heutigen Maßstäben und auch keine Differenzierung von zurückzugebenden Objekten nach wertvoll oder nicht.(")

Die SPD-Fraktion werde es daher nicht hinnehmen, dass die Entscheidung für diese kulturpolitisch maßgebliche Frage mit der Begründung von "Informationsbedarfen" auf die lange Bank geschoben werde.

Der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Peter Petereit, wünscht sich eine breite Mehrheit für die Vorlage der Verwaltung.

Der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Peter Petereit, wünscht sich eine breite Mehrheit für die Vorlage der Verwaltung.


Text-Nummer: 149506   Autor: SPD Fraktion/Red.   vom 19.01.2022 um 11.17 Uhr

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