Opernbaustellen-Wettbewerb 2022: Sieger steht fest
Lübeck: Archiv - 22.06.2022, 11.33 Uhr: Das Konzept ist schnell erklärt: Was ist eine Oper? Das ist Theater mit Musik und viel Gesang. Aber was ist eine Opernbaustelle? Jugendliche bauen hier mit den Opernprofis der Taschenoper Lübeck in drei Stunden ihre eigene Kurzoper. Sie erfinden den Plot, der inszeniert und gefilmt wird. Und der Opernbaustellen-Wettbewerb? Das ist ein Wettbewerb, bei dem die besten Kurzopern dann gezeigt und ausgezeichnet werden. Gewonnen hat am Ende die Kurzoper "Tödliche Poesie".Dieses Jahr haben fünf Schülergruppen aus drei Lübecker Schulen (Thomas-Mann-Schule, Baltic-Schule, Ernestinen-Schule) jeweils eine Kurzoper kreiert und eine überwiegend jugendliche Jury hat die drei besten herausgesucht. Diese drei Kurzopern durften beim Finale am Dienstag, dem 21. Juni 2022 im Kolosseum live auf die Bühne: "Das falsche Spiel", "Tödliche Poesie", "Traubenzucker" - so unterschiedlich wie ihre Titel waren auch die drei zum Finale nominierten Kurzopern.
Ihnen gemeinsam war die Spielfreude und kreative Begeisterung mit der die circa 70 Jugendlichen ihre Erstlingswerke erfunden und auf die Bühne gebracht haben. Ob Detektivbaum, Vampeuse, Königinmörderin oder junger, gut aussehender, armer und hart arbeitender Bibliothekarsgehilfe (so steht es explizit im Programm), die Originalität der Protagonisten hält mit der des klassischen Opernpersonals locker Schritt. Und auch die Handlungen lassen an Überraschungen nichts zu wünschen übrig: Blut fließt in Strömen, aber in den verschiedensten Konstellationen und kann auch ohne Weiteres zu aller Zufriedenheit durch Traubenzucker ersetzt werden. Weibliche Emanzipation findet ihren Platz neben erbarmungslosem Trash – so stellen Operneinsteiger sich eine gute Oper vor.
Den Sängern faszinierte der Gestaltungswille der Jugendlichen und dass Oper damit für alle zugänglich gemacht wird, der Moderatorin Marlene Metzger die witzigen und absurden Texte der Schüler. Der voll besetzte Saal des Kolosseums jedenfalls knisterte vor Anspannung nicht nur bei der Abstimmung, die allgemeine Begeisterung für die Opern der Jugendlichen war durchgängig zu spüren. Taschenintendantin Margrit Dürr: "Wenn Oper etwas mit den jungen Menschen zu tun hat, dann hat sie bei ihnen eine Chance, dann können sie erfahren, was Musik Tolles mit Theater macht."
Gewonnen hat das Finale die Kurzoper "Tödliche Poesie" einer 9. Klasse der Thomas-Mann-Schule: Eine bücherbegeisterte Tochter eines despotischen Vater der Biedermeierzeit verliebt sich in den oben genannten Bibliotheksgehilfen. Das darf aber nicht sein, sie soll einen reichen Mann heiraten und sonst gar nichts. Die Schüler verkörpern die Moral der Zeit und ihre Gegenstimmen, am Ende stirbt der Bibliothekarsgehilfe.
Aber eigentlich ist es beim Opernbaustellen-Wettbewerb ganz egal, wer gewinnt, toll waren alle. Die Entscheidungen der Jury waren denkbar knapp. Es war ein wundervoller, spannender Opernabend: Von Marlene Metzger schwungvoll moderiert, von Tobias Hagge und Natalie Helgert wunderschön gesungen, von Andrea D`Alonzo einfühlsam am Klavier begleitet, von Sascha Mink liebevoll in Szene gesetzt und vor allem getragen von dem Einsatz und der Begeisterung der Jugendlichen.
Am Ende gewann das Werk einer 9. Klasse der Thomas-Mann-Schule. Hauptdarsteller waren Tobias Hagge und Natalie Helgert. Fotos: Taschenoper Lübeck.
Text-Nummer: 152376 Autor: Leonore Maus/Red. vom 22.06.2022 um 11.33 Uhr