FDP: Tarifsystem im Lübecker Busverkehr jetzt entschlacken

Lübeck: Archiv - 07.11.2022, 10.58 Uhr: Nach der Einigung von Bundesregierung und Bundesländern ist die Einführung des 49-Euro-Tickets beschlossene Sache. Die Lübecker FDP fordert, diese Chance für eine radikale Entschlackung des Tarifsystems zu nutzen. Das Herumdoktern an Tarifzonen sollte dagegen eingestellt werden. Hierzu erklärt Bürgerschaftsmitglied Thorsten Fürter:

„Glückwunsch an die Bundesregierung und an Verkehrsminister Volker Wissing. Mit dem 49-Euro-Euro-Ticket wird für viele Pendler der Weg zur Arbeit deutlich günstiger. Die Bürgerschaft hat jahrelang ohne Erfolg versucht, Lübeck in den HVV zu bringen, um Pendler zu entlasten - und jetzt gelingt der Politik in wenigen Monaten ein solcher Wurf.

Neben dem Entlastungsaspekt wird das neue Ticket aber auch massive Auswirkungen auf unsere Tarifpolitik in Lübeck bekommen. Vor wenigen Tagen hat die Stadt als Erfolg vermeldet, dass nun auch Groß Steinrade in die Preisstufenabsenkung einbezogen sei und das Monatsticket im Abo künftig nur noch 53,33 Euro kosten würde. Das Beispiel illustriert gut, wie das neue 49-Euro-Ticket das Tarifsystem verändert. Kein Lübecker wird mehr ein Ticket für 53,33 Euro erwerben, mit dem er nur bis Groß Steinrade kommt, wenn es für 49 Euro ein Ticket im Angebot gibt, mit dem er bis Groß Steinrade kommt, aber auch bis Passau, Aachen, Berlin und Flensburg mobil sein ist. Die Folge: Unsere altbekannten Monatsabos aus Lübeck werden schlicht und ergreifend vom Markt verschwinden. Auch die Diskussion um den HVV-Beitritt können wir endgültig abhaken.

Es macht aus meiner Sicht wenig Sinn, jetzt unterhalb des Preises von 49 Euro noch Tickets anzubieten, mit denen nur regionale Verkehrsmittel genutzt werden können. Das Versprechen bundesweiter Mobilität zum vertretbaren Preis ist so attraktiv, dass wir daneben keine halbgaren Konkurrenzangebote auf den Markt bringen sollten.

Neben der Abschaffung der traditionellen Monatskarten im Stadtverkehr wird es sehr wahrscheinlich zu starken Auswirkungen auf den Verkauf von Einzeltickets kommen. Denn das 49-Euro -Ticket ist auch für Gelegenheitsfahrer attraktiv, die sich das Ticket zulegen werden und dann keine Einzeltickets mehr benötigen. Touristen, die nach Lübeck kommen, werden zu einem großen Teil für den Kauf von Einzeltickets ausfallen, weil sie bereits das 49-Euro-Ticket auf dem Handy mitführen. Deshalb sollten wir die Chance nutzen, das bisherige komplizierte Tarifzonenmodell im Nah- und Regionalverkehr komplett abzuschaffen. Eine sinnvolle Alternative ist die streckenbezogene digitale Abrechnung über eine App, zumal für Lübeck, das sich der digitalen Agenda verschrieben hat. Auf jeden Fall benötigen wir alsbald die Möglichkeit, Einzelfahrten digital zu bezahlen. Dass die Kunden bei der Nutzung der Lübecker Busse, ob sie wollen oder nicht, bei Einzelfahrten ihre Groschen aus der Geldbörse kratzen müssen, ist im 21. Jahrhundert eigentlich ein fortdauernder Anachronismus. Jeder, der mal im Ausland den Bus und die Bahn nutzt, weiß, wie unzeitgemäß wir da mittlerweile sind.

Die Modernisierung des Tarifsystems ist auch deshalb dringend geboten, weil der Kostendeckungsgrad des Lübecker Stadtverkehrs infolge der Corona-Krise deutlich abgenommen hat. Aus der Antwort des Bürgermeisters auf eine aktuelle Anfrage von mir geht hervor, dass der Kostendeckungsgrad zunächst im Zeitraum von 2010 bis 2019 von 64% auf 70% gestiegen war. Nun ist er allerdings wieder auf 60% gesunken. Das hört sich harmlos an, bedeutet aber, dass die Finanzierung aus Steuermitteln zunimmt, das Geld also für andere öffentliche Aufgaben fehlt. Trotz der unbestrittenen Bedeutung eines guten öffentlichen Nahverkehrs in Lübeck trete ich für eine möglichst hohe Wirtschaftlichkeit ein. Denn von leer durch die Stadt fahrenden Bussen hätte niemand etwas: Das Klima nicht, die Lübecker nicht und die Steuerzahler natürlich auch nicht.”

„Die Bürgerschaft hat jahrelang ohne Erfolg versucht, Lübeck in den HVV zu bringen, um Pendler zu entlasten - und jetzt gelingt der Politik in wenigen Monaten ein solcher Wurf“, sagt Bürgerschaftsmitglied Thorsten Fürter (FDP). Foto: Helge Normann

„Die Bürgerschaft hat jahrelang ohne Erfolg versucht, Lübeck in den HVV zu bringen, um Pendler zu entlasten - und jetzt gelingt der Politik in wenigen Monaten ein solcher Wurf“, sagt Bürgerschaftsmitglied Thorsten Fürter (FDP). Foto: Helge Normann


Text-Nummer: 154840   Autor: FDP Fraktion Lübeck/red   vom 07.11.2022 um 10.58 Uhr

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