Diskussion um Umbau des Buddenbrookhauses

Lübeck: Archiv - 08.02.2023, 15.47 Uhr: Am Donnerstag überreicht Ministerpräsident Daniel Günther den Förderbescheid für den Umbau des Lübecker Buddenbrookhauses. Die CDU sieht die Kosten aus dem Ruder laufen, Unabhängige und BfL haben Demo-Aufrufe veröffentlicht. Wir fassen die Mitteilungen der letzten Stunden in einem Text zusammen.

CDU: Finanzierung des Buddenbrookhauses läuft völlig aus dem Ruder

Neubau und Erweiterung des Buddenbrookhauses werden derzeit sehr kontrovers diskutiert. Dabei stehen meist Argumente des Denkmalschutzes und dessen Missachtung bei der Umsetzung der „Bürgermeister-Variante“ im Vordergrund. Die CDU fordert, auch die Kosten des Projektes nicht aus den Augen zu verlieren. Lagen die Kostenschätzungen Ende 2019 noch bei knapp 25 Millionen Euro, wird im März 2021 bereits mit 33,5 Millionen Euro (davon 31 Millionen förderfähig) gerechnet. Die CDU sieht zudem deutliche Anzeichen für weitere erhebliche Kostensteigerungen. Damit ist das Projekt in der bisher geplanten Form in Frage zu stellen.

Hierzu Bernhard Simon, finanzpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion in der Lübecker Bürgerschaft: „Der Finanzierungsbedarf für die Gesamtmaßnahme Buddenbrookhaus, wie er der Bürgerschaft im Jahr 2021 vom Bürgermeister und der Verwaltung vorgelegt wurde, beinhaltete einen Zuschlag von 25% für Preissteigerungen. Der Baupreisindex ist jedoch zwischen dem 1. Quartal 2021 und dem 3. Quartal 2022 um 30 Prozentpunkte gestiegen. Damit ist die kalkulierte Reserve für Preissteigerungen bereits aufgebraucht, bevor auch nur ein Auftrag vergeben wurde. Auf aktualisierte Aussagen der Verwaltung zu den Projektkosten warten wir bisher vergeblich.“

Die Realisierung des Projekts Buddenbrookhaus werde sich voraussichtlich über die nächsten fünf Jahre erstrecken. "Aufgrund der Unwägbarkeiten bei Verfügbarkeit und Preisen von Baumaterial werden Ausschreibungen und Auftragsvergaben nur zeitnah zu den jeweiligen Teilabschnitten des Baus erfolgen können", so die CDU.

„Weitere Kostensteigerungen sind daher unvermeidbar“, sagt Bernhard Simon weiter. „Bei einer angenommenen Steigerung der Baupreise von jährlich rund zehn Prozentist damit zu rechnen, dass das Buddenbrookhaus sich deutlich verteuert – Gesamtkosten von 45 bis 50 Millionen Euro sind zu befürchten. Die zugesagten Fördermittel vom Land (19 Millionen) sowie von Possehl- und Sparkassenstiftung (1,5 Millionen und 0,4 Millionen) sind fix, die Kulturstiftung hat bereits jetzt Mühe, ihren Finanzierungsbeitrag zu leisten. In der Folge wird die Stadt sämtliche Kostensteigerungen und Finanzierungslücken abdecken müssen. Statt der bisher kommunizierten 3,7 Millionen Euro werden daher aus dem städtischen Haushalt mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens 20 Millionen Euro zu finanzieren sein. Das Festhalten an derart teuren Luxusprojekten kann man den Menschen in Lübeck nicht vermitteln, insbesondere wenn wir weiterhin mit einem Investitionsstau bei der Sanierung unserer Schulen und unserer Verkehrsinfrastruktur zu kämpfen haben. Mit dem Geld der Steuerzahler müssen wir sparsam und effizient umgehen. Daher unser Fazit für das Buddenbrookhaus: So wie bisher geplant kann das Projekt nicht umgesetzt werden! Sanierung und Erweiterung ja, aber mit Augenmaß, zu deutlich reduzierten Kosten und mit transparenten Prozessen. Dafür setzt sich die CDU ein.“

Unabhängige fordern Kurswechsel beim Neuen Buddenbrookhaus

Ministerpräsident Daniel Günther wird am Donnerstag den Fördermittelbescheid des Landes in Höhe von 19 Millionen Euro im denkmalgeschützten Keller des Buddenbrookhauses an Bürgermeister Lindenau übergeben. Der Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck, Detlev Stolzenberg (Die Unabhängigen), bedauert diese Provokation: „Dass Bürgermeister Lindenau Ministerpräsident Günther ausgerechnet am Tatort seines Kulturfrevels den Förderbescheid übergeben lässt, dokumentiert einen gestörten Umgang mit Kritik. Das Geld des Landes wird auch dazu verwandt, einen Teil des denkmalgeschützten Kellers zu zerstören. Statt Deeskalation erfolgt eine Machtdemonstration des Bürgermeisters. Dieses Verhalten fügt dem Neuen Buddenbrookhaus einen weiteren Image-Schaden zu. Ich unterstütze deshalb den angekündigten Flashmob um 14.15 Uhr vor dem Buddenbrookhaus. Alle, die das Buddenbrookhaus von diesem Makel befreit wissen wollen, sollten daran teilnehmen. Wir brauchen einen Kurswechsel: Die Jahrhunderte alten Gewölbe verdienen einen respektvollen Umgang. Und die Baukosten müssen auf einen angemessenen Betrag zurückgeführt werden.“

Der Ausschuss für Kultur- und Denkmalpflege hat in seiner Sitzung am 26. September 2022 den Bürgermeister einstimmig aufgefordert, die Planungen zum Neuen Buddenbrookhaus zu verändern, damit das unter Denkmalschutz stehende Kellergewölbe nicht zerstört werden muss. Drei Tage später hat Lindenau die Genehmigung zur Teilzerstörung persönlich unterschrieben. Stolzenberg geht davon aus, dass der Beschluss des Fachausschusses in der Bürgerschaftssitzung im Februar bestätigt wird. Ein Beschluss der Bürgerschaft wäre dann für Lindenau bindend.

Bürger für Lübeck: Aufruf zum Flashmob am Donnerstag

Lars Ulrich, Fraktonsgeschäftsführer der BfL:

(")Wir Bürger für Lübeck (BfL) rufen alle Lübecker auf, sich am morgigen Donnerstag um 14.15 am Flashmob anlässlich der Überreichung eines Förderbescheides des Ministerpräsidenten für das Buddenbrookhaus an den Bürgermeister teilzunehmen und gegen das Projekt zu protestieren.

Der Traum unseres Bürgermeisters, sich einem Sonnenkönig gleich aufzuführen und Steuergelder in einem völlig überdimensionierten und extrem überteuerten Museumsumbau zu nutzen, um sich ein Denkmal zu setzen kann und muss noch gestoppt werden.

Leider ist dies nicht nur verschwenderisch und mit fragwürdigem Kosten-Nutzen-Verhältnis verbunden, sondern auch mit dem Übergehen vorhandener Denkmalschutzregeln, die sich eine Privatperson nicht im Ansatz erlauben dürfte: es soll in Teilen ein Gewölbekeller aus dem 12. Jahrhundert für eine Treppe zerstört werden und ein privater Sanierer dürfte nicht mal die „falschen“ Fenster in ein Altstadthaus einsetzen; auch wenn dabei gar nichts zerstört würde.

Des Weiteren ist ein solcher Umgang mit denkmalgeschützter Bausubstanz eine Seite der Medaille, die nicht zu kümmern scheint, gibt man sich ja selbst die Genehmigungen – die andere ist die Verschwendung für ein vorhandenes Museum vor dem Hintergrund, dass in dieser Stadt Obdachlose auf der Straße erfrieren.

Ein unerträglicher Zustand der fassungslos und wütend macht. Dies darf Lübeck nicht mehr akzeptieren. Die geplante Schließung des HGH und somit Entwurzelung alter Menschen, fehlender bezahlbarer Wohnraum, für nicht jede Gruppe wie Obdachlose existierende angemessene Hilfe usw. - und unser Ministerpräsident will den Umbau des Museums mit Landesmitteln alimentieren. Zeigen wir morgen was wir davon halten.(")

Förderverein Buddenbrookhaus: Der Neubau des neuen Buddenbrookhauses hat begonnen

Große Freude dagegen beim Der Vorstand des Fördervereins Buddenbrookhaus:

(")Am 18. Dezember 2022 hat die Kulturstiftung der Hansestadt Lübeck die Förderzusage des Landes Schleswig-Holstein über 19 Millionen Euro erhalten, jetzt wird gebaut. Hinter zwei Fassaden entsteht ein einheitlicher Museumsbau auf der Grundlage einer klugen, wohldurchdachten Konzeption. Vorausgegangen war ihr eine jahrelange sorgfältige und differenziert abwägende Planung. Lübecks Literaturhaus von internationalem Rang wird seine kulturelle Strahlkraft erhöhen und den Wirtschaftsstandort stärken. Wir freuen uns, dass der große Keller aus dem 13. und dem 18. Jahrhundert nach einer langen Periode wenig respektvoller Nutzung saniert und repariert wird. Mit hohem finanziellem Aufwand, wie er bisher keinem zweiten historischen Keller in der Stadt zugutegekommen ist, können über 90 Prozent der Bausubstanz einer zukünftig behutsamen Nutzung zum Wohl der Allgemeinheit zugeführt werden.

Wir freuen uns, dass der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, Daniel Günther, den Förderbescheid am 9. Februar 2023 persönlich übergeben wird.(")

Schon im Vorfeld der Übergabe des Förderbescheides gibt es eine lebhafte Diskussion. Foto: JW

Schon im Vorfeld der Übergabe des Förderbescheides gibt es eine lebhafte Diskussion. Foto: JW


Text-Nummer: 156645   Autor: red.   vom 08.02.2023 um 15.47 Uhr

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