Thomas Mann-Gesellschaft zur Debatte um Neues Buddenbrookhaus

Lübeck - Innenstadt: Archiv - 20.02.2023, 10.40 Uhr: Mit großer Besorgnis nimmt die Deutsche Thomas Mann-Gesellschaft die aktuelle Debatte um den Bau des „Neuen Buddenbrookhauses“ wahr.

Die Gesellschaft hat seit ihrer Gründung in Lübeck im Jahre 1965 mit ihren inzwischen fast eintausend Mitgliedern aus aller Welt dafür Sorge getragen, dass die Hansestadt Lübeck zu einem internationalen Hotspot der Beschäftigung mit Thomas und Heinrich Mann sowie der ganzen Familie Mann geworden ist. Sie hat auch entscheidend daran mitgewirkt, dass 1991 das Buddenbrookhaus in der Mengstraße 4 angekauft und 1993 das „Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum“ dort eingerichtet worden ist.

"Seit 30 Jahren hat sich die Gesellschaft gemeinsam mit dem Buddenbrookhaus sehr erfolgreich dafür eingesetzt, dass Wissenschaftler, Lesepublikum und Touristen in Lübeck durch Ausstellungen, Veranstaltungen, Bildungsarbeit, Forschung und hochkarätige Projekte für die Familie Mann begeistert worden sind. Unvergesslich ist vielen Lübeckern sicher noch der eindrucksvolle Festakt zum 50. Todestag Thomas Manns vor 1.500 Menschen in der Marienkirche im Jahr 2005. Nach einer Rede des Bundespräsidenten Hort Köhler hielt damals Marcel Reich-Ranicki die Festrede.

Uns treibt die Befürchtung um, dass in der aktuellen Diskussion um den Bau des neuen Buddenbrookhauses dieser Aspekt nicht angemessen berücksichtigt wird. Dass es sich um ein Leuchtturmprojekt handelt, das mit seiner Ausstrahlung für Lübeck weltweit werben wird, hat auch viele unserer Mitglieder bewogen, sich für dieses Projekt zu engagieren. Mit dieser und anderer Hilfe ist es der Kulturstiftung der Hansestadt Lübeck gelungen fast acht Millionen Euro aus Stiftungs- und Spendengeldern zu generieren.

Auch hat sich die Gesellschaft im wissenschaftlichen Beirat für die neue Dauerausstellung seit Jahren um ein Konzept für eine zeitgemäße Präsentation der Familie Mann im internationalen Wettbewerb gekümmert.

Es macht uns fassungslos, dass das Engagement vieler Mann-Freunde in der ganzen Welt durch eine weitere Verzögerung des Neu- und Umbaus, auf den so viele Interessierte im In- und Ausland mit großer Neugier warten, hier in Lübeck nicht angemessen gewürdigt werden könnte. Dies vor dem Hintergrund, dass gerade die politische und gesellschaftliche Bedeutung Thomas Manns in den aktuellen Umbruchszeiten von einer großen Relevanz ist.

So verwundert es nicht, dass weltweit, in München, Pacific Palisades, Zürich und Nidden, in den letzten Jahren mit großem finanziellem und intellektuellem Aufwand neue Mann-Orte geschaffen und ausgebaut worden sind. Wir haben die Befürchtung, dass Lübeck hier seine führende Position verspielt, indem es ein auf höchstem Niveau konzipiertes, finanziertes und genehmigtes Projekt nicht umsetzt. Vor den Folgen, die dies weltweit für die Kulturstadt Lübeck hat, möchten wir mit großem Nachdruck warnen.

Wir bitten daher im Namen unserer Mitglieder die verantwortlichen Politiker darum, bei ihren Entscheidungen dafür Sorge zu tragen, dass die Bauzeit des neuen Buddenbrookhauses nicht noch über das Jahr 2028 hinaus verlängert wird das bisherige Konzept der Ausstellung, das die Deutsche Thomas Mann-Gesellschaft als Beteiligte im wissenschaftlichen Beirat ausdrücklich begrüßt, eins zu eins umgesetzt wird.

Nur so kann in unseren Augen die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahrzehnte fortgesetzt werden. Wir hoffen sehr, dass unsere Bedenken ernst genommen werden, damit wir unseren Mitgliedern, die von großer Sorge umgetrieben werden, in dieser Hinsicht beruhigende Nachrichten übermitteln können.", so der Vorstand der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft.

Foto: JW/Archiv

Foto: JW/Archiv


Text-Nummer: 156859   Autor: Daniela Martin/red.   vom 20.02.2023 um 10.40 Uhr

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