Purimfest

Lübeck: Archiv - 11.03.2023, 09.45 Uhr: Pastorin i.R. Ellen Naß befasst sich in ihrer heutigen Betrachtung mit einem einem Fest, das Anfang März stattgefunden hat und „ein wenig wie unser Karneval“ sei, wie sie schreibt:

In der letzten Woche gab es einen Feiertag – und ich meine nicht den Weltfrauentag in Mecklenburg-Vorpommern. Am 6. und 7. März war Purim, ein uraltes jüdisches Fest. Es ist ein wenig wie unser Karneval, ein fröhliches Fest.

Purim erinnert an die Zeit der babylonischen Gefangenschaft, 587-535 vor Christus. Israel hatte 597 den Krieg gegen die Großmacht Babylon verloren, zehn Jahre später einen Aufstand gegen die Besatzer versucht und verloren. Daraufhin wurde Jerusalem zerstört, der König und seine Söhne getötet und ein großer Teil der Bevölkerung (hauptsächlich die Oberschicht, die Gebildeten, die Reichen) nach Babylon, dem heutigen Irak, umgesiedelt.

Danach gerieten sie unter persische Herrschaft, und im Buch Esther wird erzählt, wie die Jüdin Esther Ehefrau des persischen Großkönigs wurde, ohne dass der von ihrer Herkunft weiß. Die Auswahl zur Königin ist so kompliziert, dass die Sendung „der Bachelor“ davon noch lernen könnte. Ihr Cousin und Vormund hat ihr das empfohlen. Als der einem persischen Mächtigen die Anbetung verweigert, setzt dieser beim König durch, dass alle Juden im persischen Reich verfolgt und getötet werden sollen.

Zwar ist Esther Königin, aber auch sie darf ohne Aufforderung nicht zum König gehen, sonst droht ihr der Tod. Sie geht das Risiko ein, zwei mal sogar, und schafft es durch Klugheit, dass die Gefahr abgewendet wird, nicht nur für ihren Cousin und Vormund, sondern für alle Juden im persischen Großreich. Purim heißt das Fest, weil der Gegenspieler durch Los bestimmen ließ, wann die Juden vernichtet werden sollten, pur ist das hebräische Wort für Los.

Seitdem wird Purim gefeiert. Das Buch Esther wird vorgelesen, und jedes Mal, wenn der Name „Haman“, so hieß der Gegenspieler, fällt, dann wird geklopft, protestiert. Es werden „Hamanstaschen“ gegessen, Plätzchen mit Mohnfüllung, überhaupt viele Süßigkeiten. Es wird sich verkleidet, es ist ein fröhliches Fest.

Dabei wurde auch dieses Fest missbraucht. Die Juden damals nahmen Rache an ihren Verfolgern – und teilweise wurde im 3. Reich die Verfolgung der Juden mit Rache für diese Rache begründet. Es ist widerlich, dieses schöne Fest der Dankbarkeit vor der Vernichtung so zu missbrauchen, als Entschuldigung, Menschen zu vernichten.

Denn darum geht es in diesem Buch Esther, bei diesem Fest: Gott hat seine Menschen vor der Vernichtung bewahrt. Er hat dazu kein übernatürliches Wunder, kein großes Mirakel geschehen lassen, sondern er hat einer Frau Mut und Tapferkeit gegeben, ihr Leben zu riskieren für das Leben anderer.

Wir erleben das – hier in Deutschland zum Glück nur in den Nachrichten – im Moment in vielen Ländern: Frauen, die ihr Leben riskieren, um für Freiheit und Frieden zu kämpfen. Insofern ist das Buch Esther auch ein Buch für den Weltfrauentag, erzählt es doch davon, wozu Frauen fähig sind, selbst in einer Welt, in der Frauen keinerlei Rechte hatten und nicht einmal zu ihrem Ehemann ohne eine Aufforderung gehen konnten.

Das Buch Esther, das Purimfest, erinnert daran, dass Gott seine Menschen retten will – und dass Er das durch andere Menschen machen will, durch uns, je nach Vermögen und Stellung. Natürlich sind wir keine Könige und Königinnen mit viel Macht über andere – aber helfen und retten kann jeder und jede von uns. Schade, dass Purim letzte Woche so unbemerkt vorbeigegangen ist, denn gefeiert wird der Sieg Gottes für Seine Menschen durch Seine Menschen.

Aber wir können mitfeiern, nicht unbedingt zum Purimfest, aber an jedem Tag, dass Gott will, dass Menschen in Sicherheit und Freiheit zusammen leben, dass wir uns dafür einsetzen sollen – Frauen und Männer.

„Es ist ein wenig wie unser Karneval, ein fröhliches Fest“, schreibt Pastorin i.R. Ellen Naß über das Purimfest.

„Es ist ein wenig wie unser Karneval, ein fröhliches Fest“, schreibt Pastorin i.R. Ellen Naß über das Purimfest.


Text-Nummer: 157265   Autor: Ellen Naß   vom 11.03.2023 um 09.45 Uhr

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