Mahlers „Dritte“ - grandios ausmusziert

Lübeck: Archiv - 19.03.2023, 16.27 Uhr: Dass er sich auf Gustav Mahler „versteht“, hat Stefan Vladar bereits mit der Wiedergabe der 2. Sinfonie gezeigt. Mit dessen „Dritter“ nun zeigt sich Lübecks GMD erneut als Mahler-Versteher und bringt mit den Philharmonikern in der MuK eine unter die Haut gehende Aufführung. Sie wurde im gut besuchten Sonntagskonzert minutenlang bejubelt – nach hundert Minuten grandiosem Ausmusizierens.

Ein Orchester von fast hundert Musici (mit Aushilfen und Zubestellungen) füllte das Podium, setzte sich ein für diese Komposition aus dem Ende des 19. Jahrhunderts und erzählte vom fin du siècle. Noch heute überwältigen dieser Klang, der Melodienreichtum, die Stimmungswechsel. In der Ersten Abteilung – dieses „Kräftig, entschieden“ allein hat die länge einer „normalen“ Sinfonie – betonte Vladar die Schwere. Nach dem Ruf der acht Hörner kam die gestochen scharfe Antwort der vier Trompeten und mischte die Baßposaune (Daniel Theegarten) tragische Töne darunter. Mit dem beschwingten Marschthema nahm der Satz Fahrt auf, fand das Orchester immer mehr zur Einheit.

Im zweiten Satz betonte Vladar zunächst die Vision einer Idylle, ließ das Orchester im wohligen Accelerando quasi Frühlingsboten aussenden, darunter ein Trompetensolo (Joachim Pfeiffer). Das Scherzando mit trillerreicher Klarinette (Andreas Lipp) und dem sehnsuchtsvollen Posthorn-Solo (Matthias Krebber) aus dem Off mischte Vladar dann auf – um im Misterioso ganz erst zu werden: „O Mensch! Gib Acht!“ sang Edna Prochnik mit ihrem weittragenden Alt ruhig und eindringlich vom Orchesterrang herab. Eine große Gemeinschaft aus Damen- und Kinderchor intonierte darauf hell und lupenrein „Was mir die Engel erzählen“. All das, wie auch das Solo von 1, Konzertmeister Khristian Artamonov und die Posaunen-Einwürfe (Stephan Gerblinger), ging unter die Haut.

Es folgten der Streicher Trost und die Mahnung des Horns (Anton Schulze), der Übermut der Oboe (Thomas Rohde) und der große orchestrale Show-up bis fast zur Verklärung: Stefan Vladar hat ein großes Orchester aus eigenen Musici und vielen Gästen sich zur Einheit finden und die Soli sich entfalten lassen. Und Jan-Michael Krüger hat die Damen des Theater-, Extra- und Phemios-Kammerchors sowie die hellen Vocalino-Stimmen zusammengebunden. Das Ergebnis: Dieses sinfonische Großformat hat Format und geht unter die Haut – und ist noch einmal zu erleben am Montag, 20. März, um 19.30 Uhr in der MuK.

Generalmusikdirektor Stefan Vladar leitete das Konzert mit fast 100 Musikern. Foto: Olaf Malzahn

Generalmusikdirektor Stefan Vladar leitete das Konzert mit fast 100 Musikern. Foto: Olaf Malzahn


Text-Nummer: 157436   Autor: Güz.   vom 19.03.2023 um 16.27 Uhr

Text teilen: auf facebook +++ auf X (Twitter) +++ über WhatsApp

Text ausdrucken. +++  Text ohne Bilder ausdrucken.


Please enable / Bitte aktiviere JavaScript!
Veuillez activer / Por favor activa el Javascript![ ? ]