Begeisternd: Rachmaninow vierhändig

Lübeck: Archiv - 24.03.2023, 11.15 Uhr: Magda Amara und Stefan Vladar ließen am Donnerstag im bestens besuchten Großen Haus vernehmen, was die Formation des Klavier-Duos über Generationen zu Konzert-Magneten machte: Lübecks GMD und seine Frau darf man getrost derzeit zur internationalen Spitze zählen – und so begeisterten sie mit einem reinen Rachmaninow-Programm zum 150. Geburtstag des Komponisten.

Das Oeuvre für zwei Klaviere des großen russischen Pianisten und Komponisten Rachmaninow (1873-1943) ist nicht eben groß: zwei Suiten, Drei Sinfonische Tänze und wenige Petitessen wie die Morceaux, wovon eines als Zugabe erklang. Die Suite für zwei Klaviere Nr. 1 g-moll op. 5 – noch recht Salonmusik des 20jährigen – zeigte schon das Faszinosum des Miteinanders, das nur klappt durch das Aufeinanderhören, beste Technik vorausgesetzt und natürlich nahezu blindes Verständnis, wenn etwa in der Barcarole ein Partner in den Sphären der rechten Hand trillierend unterwegs ist, der andere übernimmt und der erste mit der Linken die Kontrapunkte setzt. Oder wenn man sich gemeinsam in „La Nuit“ arpeggierend hineinträumt, bis bei Amara vollgriffig die Störenfriede kommen und Vladar mit meditativen Glissandi antwortet...

Die 2. Suite C-Dur op. 17 zeigt den ausgewiesenen Könner, der in der Introduction (Alla marcia) gleich zur Sache geht, in der Valse (Presto) von den Duo-Partnern ungemeine Lauffreudigkeit verlangt – aber auch Perpetuum-Leichtigkeit – und in der Romanze, daß sie geschmeidig eine Geschichte erzählen und vierhändig Girlanden winden. Dass der Rhythmus immer wieder zum verstehenden Miteinander eine Rolle spielt, wurde bei der Presto-Tarantella offenkundig, da Amara und Vladar im steten Führungswechsel sich die Synkopen zuspielten.

Die Sinfonischen Tänze op. 45 des 67jährigen Rachmaninow sind von ganz anderem Kaliber – eben der Exzerpt der Orchesterfassung – und dadurch im Ausdruck und auch technisch schwieriger. Was Magda Amara und Stefan Vladar noch mehr Konzentration abverlangte, ihnen jedoch keine Hindernisse bereithielt: Vom Diskant-Geplauder im ersten Satz über das Gegeneinander in der Valse bis zu den grifftechnischen Raffinessen und dem Synkopenfestival im dritten Satz (der von ihm alles forderte) zeigte das Pianisten-Ehepaar seine Klasse. Der große Beifall des großen Publikums war der Lohn für einen Abend von seltener Eindringlichkeit.

Magda Amara und Stefan Vladar spielen sämtliche Werke für zwei Klaviere von Rachmaninow. Foto: Olaf Malzahn

Magda Amara und Stefan Vladar spielen sämtliche Werke für zwei Klaviere von Rachmaninow. Foto: Olaf Malzahn


Text-Nummer: 157554   Autor: Güz   vom 24.03.2023 um 11.15 Uhr

Text teilen: auf facebook +++ auf X (Twitter) +++ über WhatsApp

Text ausdrucken. +++  Text ohne Bilder ausdrucken.


Please enable / Bitte aktiviere JavaScript!
Veuillez activer / Por favor activa el Javascript![ ? ]