Gedanken zum Muttertag

Lübeck: Archiv - 13.05.2023, 08.27 Uhr: Am Sonntag, 14. Mai, ist Muttertag. Pastorin i.R. Ellen Naß geht in ihren Gedanken zum Wochenende auf die Mutterrolle ein und auf einen Vers aus der Bibel, der Gott mit einer Mutter vergleicht.

„Wenn du noch eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieden. Nicht jedem auf dem Erdenreich ist dieses Glück beschieden“, das war ein Vers, den man sich in meiner Kindheit gerne in das Poesiealbum schrieb. Ich kann den heute noch auswendig, obwohl ich den nie irgendwo benutzt habe, so häufig wurde er weitergegeben. Eigentlich ist der Gedanke, es könnte plötzlich keine Mutter mehr haben, für ein Kind ja eher beängstigend als tröstlich.

Ich habe dieses kleine Gedicht als Grund- und Unterstufenschülerin auch aus anderen Gründen nicht verstanden. Wir hatten alle Mütter, die Müttersterblichkeit war gering und Scheidungen waren selten. Mütter waren normal, und eher ärgerte man sich über die Mutter als dass man sie als etwas Besonderes empfand. Außerdem gibt es natürlich auch Mütter – und Väter – für die man nicht dankbar sein sollte, weil sie nicht gut zu ihren Kindern sind.

Natürlich haben wir alle zum Muttertag – wie auch die Kinder heute – eifrig Bilder gemalt, Frühstück für die Mutter gemacht, vielleicht auch ein Geschenk besorgt – aber warum das alles, das hat sich mir damals nicht erschlossen. Ich habe heute noch ein Bild von einem meiner Kinder, mit dem sich das Kind zu einigen Hilfen bei der Hausarbeit verpflichtet – wie bei fast allen Versprechen dieser Art bis heute nicht eingelöst.

Wirklich geschätzt habe ich meine Mutter erst, als ich erwachsen war und wir uns auf Augenhöhe begegneten. Wir hatten viel Spaß zusammen, ich konnte mit ihr über meine Probleme sprechen – und über ihre -, ich konnte sie fragen, wie mein Lieblingsessen gekocht wurde und nach der Familiengeschichte. Seitdem denke ich, dass dieser Vers, der uns in das Poesiealbum geschrieben wurde, eher für Erwachsene bestimmt ist als für Kinder.

Denn Familie ist wichtig, daran gibt es keinen Zweifel. Eine gute Familie, eine liebevolle Mutter und ein liebevoller Vater, Kinder, die dann zu einem halten, sind wichtig für ein gutes Leben. Menschen, die das nicht erlebt haben, leiden oft ihr ganzes Leben darunter, manchmal bis hin zu den Enkeln und Urenkeln. Deshalb kann man schon Gott dankbar sein, wenn man es anders erlebt hat. Und Gott will uns helfen, falls unsere Familie anders war, es nicht so schön als Kind oder als Eltern.

Gott denken viele ja eher als Mann, als Vater. Aber es gibt auch Bibelworte, in denen Gott mit einer Mutter verglichen wird. Am Muttertag auch an Gott zu denken ist vielleicht etwas ungewöhnlich. Aber Jesus sagt einmal: „Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt.“ (Matthäus 23,37) Eine Henne mit ihren Küken ist ein wunderbares Bild für Mutterliebe und -fürsorge, und da bei vielen Vogelarten auch die Väter sich im Brüten abwechseln, denke ich, man kann sie, selbst am Muttertag, mitdenken.

Gott möchte für uns ein liebevolles Elternteil sein, das uns behütet und schützt, auch wenn die Familie nicht so liebevoll war. Er bemüht sich immer wieder, auch nach Trennung und Streit. Gottes Liebe umfängt die Liebe der Eltern und der Kinder, bindet sie zusammen und macht sie stark, hilft, wenn sie fehlt.

Deshalb kann und soll man natürlich auch Gott danken, wenn man eine liebevolle Mutter, liebevolle Eltern, hat oder hatte, weil eine glückliche Familie eben nicht selbstverständlich ist.

Ich wünsche Ihnen morgen einen schönen Muttertag, an dem Sie feiern können, dass Sie zusammengehören – mit Ihrer Mutter, Ihren Kindern, dem Vater, der ganzen Familie, und mit Gott.

Außerdem möchte ich daran erinnern, dass am Sonntag Kommunalwahl bei uns ist. Gerade in den Kommunen werden viele Dinge entschieden, die für Familien und Mütter wichtig sind. Es wird entschieden über Spielplätze, Kinderkrankenhäuser, Kitas, Schulen, Hilfen für bedürftige Familien und vieles mehr. Deshalb: Gehen Sie wählen!

Pastorin i.R. Ellen Naß widmet ihre Gedanken dem Muttertag.

Pastorin i.R. Ellen Naß widmet ihre Gedanken dem Muttertag.


Text-Nummer: 158640   Autor: red.   vom 13.05.2023 um 08.27 Uhr

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