Das ist die Geburtstagsschleife für den Lübecker Dom

"Die Banderole, an die die Schleife kommt, konnte nicht wie geplant montiert werden – die Windböen waren gestern einfach zu stark und die Arbeiten zu gefährlich für die Gebäudekletterer", sagt der Bauauschuss-Vorsitzende Carlos Blohm. Und: "Bei der Begutachtung des Nordturm-Bereichs haben sie zudem an der nordwestlichen oberen Ecke lose Ziegel festgestellt, daher wird dringend eine Sicherungsmaßnahme wie an der nordöstlichen Ecke mit Gitter und Gewebe-Netz erforderlich." Der Bereich werde nächste Woche gemeinsam mit der Anbringung der Banderole gesichert. "Wir müssen verhindern, dass durch Windlasten auf der Banderole, von oben etwas herunterfallen kann", so Blohm weiter. Nun werde bei gutem Wetter am Dienstag die Banderole montiert und am Mittwoch die Schleife.

Die Gewindestangen konnten bereits in das Mauerwerk gebaut werden, um die 1,20 Meter breite und etwa 60 Meter lange Banderole mit Ringösen am Turm zu befestigen. Die Schleife aus wind- und wetterfestem PVC-Material wiegt rund 70 Kilogramm – um sie sicher in 40 Meter Höhe zu transportieren, bringen die Experten eine Seilbahn zwischen den mittleren nördlichen Schallluken am Nordturm und einem Fix-Punkt am Boden (Luther Buche oder Lichtmast) an, um die Schleife am Nachmittag in die optimale Einbauposition hochzuziehen.

Wind- und wetterfestes Material

Die Schleife selbst hat einen Durchmesser von etwa acht Meter und drückt sich 1,40 Meter von der Nordturm-Wand ab. „Die Schleife sowie die vierteilige Banderole sind aus kaminrotem Material gefertigt“, wie Sascha Donitzky, Produktionsleiter bei geo – Die Luftwerker, informiert. Sie ist aufblasbar und soll Wind und Wetter trotzen. Die Lübecker Firma ist bekannt für die Umsetzung außergewöhnlicher und prominenter Projekte, wie die Verhüllung des Arc de Triomphe, des knapp 50 Meter hohen Triumphbogens am Ende der Prachtstraße Champs-Élysées in Paris. Dies war der letzte große Akt des weltbekannten Künstlers Christo. „Wir lieben Herausforderungen und freuen uns sehr, auch das Dom-Schleifen-Projekt umsetzen zu dürfen“, so Donitzky. Dabei würden die jahrelangen Erfahrungen mit ähnlichen Projekten helfen und „uns immer weiter zu neuen, ungewöhnlichen Aufgaben führen. Wir sind sehr stolz, dass der Dom mit dieser nicht alltäglichen Anfrage zu uns gekommen ist“.

Die Idee für die überdimensionale Geburtstagsschleife hatten die Veranstaltungsplaner Antje Dorn und Peter Schulze (beide organsierten das „Nordkirchenschiff“ 2017), die das Organisationsteam des Dom-Geburtstages bei den Vorbereitungen des Festjahres unterstützten. Als auch die Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck und die Denkmalpflege der Nordkirche grünes Licht gaben, machte sich der Alexander Draack, der Lübecker Firma geo – die Luftwerker und der Firma TSP Spezialbau.

Schleife wird aufgepustet

Die Vorbereitung aller Details dauerte mehrere Monate. „Um die Schleife anzubringen, müssen Gebäudekletterer der Firma TSP Spezialbau aus den Luken des Turmhelms steigen. Dort hängen sie Sicherungsseile in Höhe der Schalluken auf. Hier werden die Schleife und das umlaufende Band mit Gewindeanker, Ringösen und Spannschlösser befestigt. An der mittleren rechten Schalluke bauten Glockenspezialisten bereits drei Bretter aus für den Gebläseschlauch – das Gebläse, das die Schleife aufpustet, steht auf der Ebene des Glockenstuhls“, erläutert Carlos Blohm.

Blickfang auch für Sanierung der Dom-Zwillingstürme

Die Schleife ist nicht nur ein Symbol für den Geburtstag, sie soll zugleich den Fokus auf die Sanierung der Dom-Zwillingstürme lenken: „Wir erleben in diesen Tagen, wie sehr sich Lübeckerinnen und Lübecker, die Touristen und Gäste mit den sieben Türmen identifizieren. Viele tragen dazu bei, die Türme und die alten Kirchen zu erhalten. Dafür möchten wir danken und laden mit der Schleife laden dazu ein, vorbeizukommen und zu sehen, was unter den Türmen alles los ist. Sie soll zeigen, wie lebendig und fröhlich Kirche ist“, sagt Dompastorin Margrit Wegner. Und: „Wir feiern den Geburtstag als Fest für alle und für die ganze Stadt. Der Dom ist schließlich ein Geschenk für diese Stadt – zusammen mit den anderen Kirchen und Gotteshäusern. Er steht allen Menschen offen. Die Schleife soll das zeigen. Und natürlich soll die Schleife die Blicke auf sich ziehen.“ Dom-Pastor Martin Klatt ergänzt: „Die Schleife passt zu dem fröhlichen Fest, das wir feiern wollen. Sie soll den Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Und sie lenkt gleichzeitig die Aufmerksamkeit auch auf das große Projekt der Turmsanierung“. Nach Abnahme der Schleife sollen aus dem Material viele Erinnerungsstücke gefertigt und verkauft werden. „Der Erlös kommt dann der Sanierung der Domtürme zugute.“

Festwoche für den Lübecker Dom

Den Prozess der Schleifen-Entwicklung begleitete die Leiterin des Orga-Teams, Isabel Kriegeskotten-Thiede, von Anfang an mit: „Die Entwicklung und Umsetzung der Idee war eine sehr spannende Aufgabe für das ganze Team. Wir freuen uns alle sehr, dass damit auch unsere große Festwoche Ende Juni Aufmerksamkeit erhält“. Diese beginnt am Freitag, 23. Juni, um 20 Uhr auf der Domwiese mit einem Konzert des Bläserensembles des Posaunenwerks Hamburg-Schleswig-Holstein und dem anschließenden Abendsegen um 21 Uhr mit Bischöfin Kirsten Fehrs. Die Festwoche wird bis zum 2. Juli begangen – hier gibt es schon das Programm zum Herunterladen: www.domzuluebeck.de

Übrigens: Die Schleife ist ein Geschenk an den Dom eines privates Stifters. Und auch die Anbringung der Schleife schenkt die Firma TSP Spezialbau der Dom-Kirchengemeinde.

Die Schleife wird kommende Woche am Nordturm des Lübecker Doms montiert. Fotos: geo - die Luftwerker

Text-Nummer: 159383   Autor: Steffi Niemann   vom 16.06.2023 um 15.14 Uhr