Filmpremiere: Der grüne Weg der Hoffnung

Lübeck - Innenstadt: Archiv - 19.06.2023, 13.19 Uhr: Vor drei Jahren kam Alice Moustier auf die Idee, ein Theaterstück über die Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten nach dem Zweiten Weltkrieg zu schreiben. Nun wird die mittlerweile produzierte Theater-Doku am 20. Juni 2023 zum ersten Mal auf der Leinwand gezeigt. Der Verein Stadtwaldfreunde, der das Projekt mit der Dräger-, Possehl- und Rose-Stiftung gefördert hat, lädt um 19:00 Uhr in den großen Saal des Haus Eden, Königstraße 25, in Lübeck, ein.

Der Gedenktag für Flucht und Vertreibung fällt passenderweise mit den Special Olympics World Games zusammen, die dieses Jahr in Berlin stattfinden. Lübeck ist sogar Host Town für die Athleten. Der Slogan dieses Sportevents mit geistig eingeschränkten Menschen ist #ZusammenUnschlagbar.

Alice Moustier findet diesen Slogan auch sehr passend für den Film: „Zusammen sind wir unschlagbar! Nur gemeinsam können wir die Wunden heilen, die durch all die Kriegstraumata in unserer Gesellschaft entstanden sind. Und wir aus der Generation der Kriegsurenkel haben nun die Kraft, durch Kreativität die Schmerzen unserer Vorfahren in Talente und Potentiale zu verwandeln. Die Special Olympics passen auch insofern gut zu dem Thema der Flucht und Vertreibung, da bei den Flüchtlingskindern damals ebenfalls starkes Mobbing und Ausgrenzung auf der Tagesordnung stand.

Alice Moustier erfuhr durch Jugenderfahrungen mit ihrer geistig eingeschränkten jüngeren Schwester, was Ausgrenzung bedeutet: „Als Jugendliche war es ein prägendes Ereignis für mich, zu sehen, dass viele Jungen mir hinterher pfiffen und mich attraktiv fanden - aber nur, solange ich alleine unterwegs war. Wenn ich meine Schwester im Rollstuhl vor mir herschob oder sie mit ihrer Artikulationseinschränkung zu reden versuchte, drehte sich jeder weg und niemand beachtete mich mehr. Dabei war ich die gleiche Person wie vorher!“

In den Interviews, die Alice Moustier mit den Kriegsflüchtlingen führte, berichteten diese von ähnlichen Ausgrenzungserfahrungen. Eine Frau, die sich in einen Flüchtling aus Danzig verliebte, wurde sogar von ihrer eigenen Familie ausgestoßen. Die Eltern brachen den Kontakt zu ihrer Tochter über mehrere Jahre ab.

„In den Schulen wird wenig bis gar nicht über das Thema der Flucht der Deutschen gesprochen; dabei kann es durch das generationsübergreifende Trauma auch für uns Kriegsurenkel noch starke Auswirkungen auf unser Leben und unsere mentale Gesundheit haben.“

In Dänemark ist das Thema wieder mehr in den Fokus gerückt, als den Dänen klar wurde, dass auch sie sich damals sehr ausgrenzend und diskriminierend gegenüber den Flüchtlingen verhalten hatten. Und dann war die Geschichte der deutschen Flüchtlinge in Dänemark auch lange vergessen. Im dänischen Oksbøl landeten einst Zehntausende deutsche Kriegsflüchtlinge. Nun wurde dort ein ambitioniertes Museum errichtet.

"Wie die beiden Nationen hier zusammenarbeiten, ist eine wunderschöne Geschichte der Versöhnung", sagt Museumsleiter Claus Kjeld Jensen.

Jensen und sein Team haben jedoch gleich am Anfang beschlossen, sich nicht auf´s Deutsch-Dänische zu beschränken. "Die Flüchtlingskrisen heute sind viel größer und wichtiger", sagt er. Und so sieht es auch Alice Moustier: „Das damalige Flüchtlingsdrama und der Umgang damit kann uns die Augen öffnen, um auch jetzt mit den Flüchtlingen besser umzugehen und schnellstmöglich die Trauma Aufarbeitung zu unterstützen - und nicht erst, wenn es an die Enkel weitergegeben wurde.“

Die Idee der Autorin ist es, mit dänischen Schülern auch zusammenzuarbeiten und den Film wie das Theaterstück in Dänemark zu zeigen. Ihr ist insbesondere die Idee wichtig, die Natur mit in die Aufarbeitungsarbeit hineinzunehmen, weshalb das mittlerweile verfilmte Theaterstück „Der grüne Weg der Hoffnung“ im Jahr 2020 auch im Wald uraufgeführt wurde. In seinem Buch „Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben“ berichtet der finnische Psychiater Ben Furman darüber, wie wichtig die Natur für die menschliche Psyche ist und wie oft Kinder, die im Grünen aufgewachsen sind, psychisch stärker sind.

Fazit der Autorin: „Europa bedeutet, gemeinsam Probleme anzugehen und Lösungen dafür zu finden, sei es die Flüchtlingsfrage als auch die Resilienzförderung. Denn nur zusammen sind wir unschlagbar!“

Die Filmpremiere „Der grüne Weg der Hoffnung“ findet im Haus Eden statt. Symbolbild: HN

Die Filmpremiere „Der grüne Weg der Hoffnung“ findet im Haus Eden statt. Symbolbild: HN


Text-Nummer: 159421   Autor: Veranstalter/red.   vom 19.06.2023 um 13.19 Uhr

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