Buddenbrookhaus-Debüt: 1. Literarische Nacht

Lübeck - Innenstadt: Archiv - 29.06.2023, 11.47 Uhr: Eine Neuerung ist eingetreten: Die Autoren-Lesungen zum „Debütpreis des Buddenbrookhauses“ finden nicht mehr einzeln statt, sondern im Rahmen von zwei „Debütnächten“ stellen sich jeweils drei von der Jury ausgewählte Autoren mit ihrem Erstling vor.

Dazu bieten Studenten der Musikhochschule einen Klang-Rahmen. Die 1. Debütnacht „Junge Literatur und Neue Musik“ am 28. Juni im Foyer des St. Annen-Museums war gleich ein großer Erfolg.

Buddenbrookhaus-Leiterin Dr. Birte Lipinski konnte ein zahlreiches Publikum begrüßen und blendete mit Dankesworten zurück: Vor 20 Jahren initiierte und stiftete der Lions-Club Lübeck-Hanse diesen mit 2.000 Euro dotierten Preis und trägt seitdem auch die Einladungskosten für die Autoren, auf deren Romane sich eine Jury geeinigt hat. Dieser gehören derzeit an Jürgen Feldhoff (Kulturredakteur), Olaf Adler und Prof. Ulrich Nieschalk (beide LC Lübeck-Hanse) sowie Marlene Hartmann (Buddenbrookhaus). Dr. Lipinski dankte auch Prof. Dr. Hans Wißkirchen für die jahrelange Begleitung des Preises, dessen besonderes Merkmal diese öffentlichen Lesungen sind.

In der 1. Debütnacht stellten sich Sven Pfitzenmaier, Lea Draeger und Behzad Karum Khani vor, letztere beide schon in den Vierzigern und einer Vielfalt von Erfahrungen. Den Anfang machte Sven Pfitzenmaier, sagte zum Publikum „Hallo, schön, dass ihr da seid!“ und las aus „Draußen feiern die Leute“. Das Geschehen rankt sich um ein Zwiebelfest in einer norddeutschen Kleinstadt, und Pfitzenmaier seziert mit Röntgenblick die gegenwärtige Gesellschaft: bildhaft, ironisch, auch ein bißchen böse in aktueller Sprache. Er ist ein Autor, der durchaus nicht zu Kompromissen neigt.

Lea Draeger – vielseitig als Theater- und Filmschauspielerin, Bildende Künstlerin sowie als Kinderbuchautorin – grüßte mit „Hallo!“ und gab Einblicke in ihre Familiengeschichte „Wenn ich euch verraten könnte“. Diese geht über Generationen, grenzüberschreitend nach Prag. Draeger beschreibt häusliche Gewalt und Gefühle, Physis und Psyche, hier in der Gedankenwelt und dort mit Bildern der Realität. Es ist eine Auseinandersetzung in dem und mit dem Mikrokosmos.

Behzad Karim Khani entwickelt in „Hund, Wolf, Schakal“ aus einer Exil- die Existenzgeschichte eines im Iran geborenen und nach Deutschland gekommenen Vaters und seiner Söhne. Das ist fabulierend, einmal ironisch, ein andermal lakonisch mit subversivem Humor – aber auch wieder von der realistischen Härte, die Gewalt beim Namen nennt. Der Text eignet sich explizit zum Vorlesen. – Die abschließende Dreier-Runde moderierte Birte Lipinski, fragte nach der Entstehungsgeschichte der Debüts und einer „Botschaft“ der Bücher. Einmütige Auskunft: Kunst hat keine Botschaft, sie soll aber etwas auslösen.

„Junge Literatur und Neue Musik“ heißt das Format der Debütnacht. Den Auftakt machte Das Ensemble für Neue Musik der Musikhochschule unter Leitung von Max Riefer. Diverse Kompositionen, u. a. von Helmut Lachenmann, und Improvistionen entwickelten vor allem einen eigenen Raumklang. In verschiedenen Besetzungen waren beteiligt Zeynep Bicer und Luis König (Flöte), Ma Qinaru (Kontrabass), Spyridon Tzafestas (Schlagzeug) und Dennis von Rooyen (Gitarre(Banjo). Das Trio für Flöte, Banjo und Xylophon beeindruckte besonders durch seine Atmosphäre. - Die vielen Zuhörer dankten Autoren und Musici mit viel Beifall.

Die drei Autoren: Svenja Trierscheid (Sven Pfizenmaier), Paula Winkler (Lea Draeger) und Valerie Benner (Behzad Karim Khani). Foto: Veranstalter

Die drei Autoren: Svenja Trierscheid (Sven Pfizenmaier), Paula Winkler (Lea Draeger) und Valerie Benner (Behzad Karim Khani). Foto: Veranstalter


Text-Nummer: 159670   Autor: GüZ   vom 29.06.2023 um 11.47 Uhr

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