Warteschleifen: Rufe mich an

Lübeck: Archiv - 29.07.2023, 08.35 Uhr: Pastorin i.R. Ellen Naß erinnert in ihren Gedanken zum Wochenende an den Starkregen vom Montag. Der hat auch sie persönlich betroffen. Bei der Beseitigung des Schadens hat sie Erfahrungen gemacht, die wohl jeder kennt.

Montag Abend hatten wir in Lübeck ein großes Unwetter. Es wurden viele Keller überflutet, leider darunter auch meiner. Das Wasser stand knöcheltief, ich war allein zu Hause. Bei der Feuerwehr war alles besetzt, dann kam eine Warteschleife. Aber es klappte, sie kamen. Der Sanitärbetrieb hatte einen Anrufbeantworter angeschaltet – angesichts der Tageszeit normal – rief aber zurück und kam tatsächlich noch am gleichen Tag, um das Wasser abzupumpen. Ich werde ihnen ewig dankbar sein.

Am nächsten Tag ging es weiter: auch bei der Versicherung war niemand erreichbar, nach vielen Versuchen landete ich in der Warteschleife, die ziemlich lange dauerte. Das ist ja normal, wenn man mit Versicherungen, Behörden, größeren Firmen, Telekommunikationsbetrieben zu tun hat. Ich nutzte die Zeit, um nachzudenken: wann hatte das eigentlich angefangen mit den Callcentern und den Warteschleifen? Ich erinnere mich noch an die Freude, als Anrufbeantworter erfunden wurden, weil man man nicht mehr stundenlang wählen musste – mit der Wählscheibe und ohne Wahlwiederholung war das ziemlich anstrengend gewesen.

Ganz schlimm wird es, wenn man mehrfach mit einer Firma zu tun hat und jedes Mal im Callcenter bei einer anderen Mitarbeiterin und einem Mitarbeiter landet. Sie wissen nicht, worum es geht, man erklärt alles zum x-ten Mal, man bemerkt, der- oder diejenige am anderen Ende ist bemüht – und oft wird einem trotzdem nicht geholfen, weil die Kontinuität fehlt oder das Wissen. Callcenter sollen ja auch teilweise im Ausland sein – Großbritannien hatte sie teilweise nach Indien ausgelagert, weil dort die Menschen gut Englisch sprachen und billiger waren als im eigenen Land.

Als ich so nach dem Unwetter in der Warteschleife hing, da war ich dankbar, dass wir mit Gott andere Erfahrungen machen. „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen“, so steht es zum Beispiel in Psalm 50,15, Jesus hat gesagt: „Bittet, so wird euch gegeben“ - damit meinte er, dass Gott uns geben wird.

Natürlich ist Gott nicht am Montag Abend gekommen und hat bei mir im Keller das Schmutzwasser, den Dreck und die Feuchtigkeit beseitigt. In der Bibel werden zwar manchmal solche Ereignisse geschildert – wenn Menschen etwas zu essen bekommen, das Meer geteilt wird, dass sie sicher hindurchziehen können. Aber so etwas habe ich nicht erwartet.

Meine Kinder und deren Freunde haben das gemacht – und natürlich die Sanitärfirma. Das ist aber nur der Anfang, obwohl sie zwei Tage hart gearbeitet haben. Aber trotzdem hat Gott geholfen und wird auch weiter helfen, da bin ich mir sicher. Denn als ich das zerstörte Untergeschoss sah, war ich völlig verzweifelt, in meinem Alter kann man das alleine nicht mehr in Ordnung bringen. Riesige Berge an Problemen türmten sich vor mir auf, ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte.

Gott hat mich beruhigt und getröstet, Er hilft uns allen in der Not, wenn wir Ihn darum bitten. Bei Ihm gibt es keinen Anrufbeantworter, keine Warteschleife und schon gar nicht ein Callcenter. Er weiß, wo unsere Not ist, was wir brauchen, schon bevor wir Ihn darum bitten, da bekommt man keine unwissenden neuen Mitarbeiter an das Telefon, die einem nicht helfen können.

Sicher ist das Ganze damit noch nicht ausgestanden, die Schäden sind gewaltig, ich werde bestimmt noch in vielen Warteschleifen stecken, um Dinge zu regeln. Aber ich weiß, dass es jemanden gibt, der hilft, ganz ohne Warten, vielleicht ungewohnt, aber sofort. Das Wissen um Gottes Hilfe und Gottes Zuhören kann uns Mut geben zu leben, und Ihm dann dankbar zu sein, ihn zu preisen.

Pastorin i.R. Ellen Naß findet in schwierigen Situationen Trost im Glauben an Gott.

Pastorin i.R. Ellen Naß findet in schwierigen Situationen Trost im Glauben an Gott.


Text-Nummer: 160291   Autor: red.   vom 29.07.2023 um 08.35 Uhr

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