Wenn man in Travemünde ein Taxi braucht
Lübeck - Travemünde: Archiv - 06.08.2023, 16.01 Uhr: Mit einem zusätzlichen Angebot sollte im April der Travemünder „Taxen-Notstand“ beendet werden (Wir berichteten). Vier Monate später fällt die Resonanz gemischt aus. Die Bürger nutzen unterschiedliche Unternehmen. Manche sind mit dem Angebot zufrieden, andere überhaupt nicht.Die Zeiten, in denen man an der Priwallfähre jederzeit in ein Taxi steigen konnte, sind lange vorbei. Die für Taxen reservierten Parkplätze in bester Lage stehen meist leer. Bleibt nur, eines zu rufen. Gute Erfahrungen hat damit der Ortsratsvorsitzende Thomas Thalau (CDU) gemacht. Eine Reservierung hätte „prima und pünktlich“ geklappt, erzählt er auf Nachfrage. Auch sonst hätte er keine Probleme, ein Taxi zu bekommen. Es dauere dann halt etwas.
Offenbar zu lange dauerte es Anfang der Woche in der Travemünder Vorderreihe. Da saß Harald Denckmann beim Kaffee. Am Nebentisch, erzählt er, saß ein älterer Herr mit Rollator, der auf ein Taxi wartete. Er wollte in die Travemünder Dänemarkstraße, war offensichtlich gehbehindert. Das Café habe fünfmal beim Taxidienst angerufen, doch auch nach weit über einer halben Stunde sei niemand gekommen. Gut fand er, dass das Personal dem Mann aus Mitleid noch Kaffee und Kuchen spendiert habe. „Die waren stinksauer“, sagt Denckmann, denn das käme dort öfter vor.
Birgit Melchert aus Travemünde erzählt, dass sie zwar ein Taxi gefunden habe, das hätte sie aber nicht mitnehmen wollen. Am Sonntag nach dem Abschlussfeuerwerk der „Travemünder Woche“ sei das gewesen. Zwei Taxen hätten am Brügmanngarten gestanden, aber keine Fahrten innerhalb Travemündes angenommen. „Nur Lübeck“ hätte sie zur Antwort bekommen. Die Fahrer seien auch ziemlich unfreundlich gewesen, meint Birgit Melchert. Sie hätte auch mehrfach von anderen gehört, dass nur die langen Fahrten nach Lübeck angenommen würden.
„Sehr zuverlässig“ findet dagegen Christine Hilgers vom Priwall ihr Taxi- Unternehmen. Mehrmals im Monat hat sie Termine in Lübeck oder Bad Schwartau. Sie schickt dann immer eine E-Mail und bekommt die Fahrten bestätigt.
Keine Probleme hat auch Petra Ziska aus Travemünde. Sie wohnt seit 2011 im Seebad, fährt möglichst immer mit dem gleichen Unternehmen. Wenn man reserviere, habe man immer ein Taxi, meint sie. Auch am Wochenende klappe das mit den Taxen gut. Bis etwa 1 Uhr Nachts, dann werde es schwieriger. Für Notfälle hat sie aber die private Nummer ihres Stamm-Fahrers gespeichert.
Strandkorbvermieter Willi Strubel nutzte Taxis, wenn er mit seiner Frau Essen gehen wollte. „Nach 20 Uhr kommt in Travemünde überhaupt keiner“, meint er. Da gehe auch keiner ans Telefon. Er hat sich jetzt ein E-Bike gekauft.
Spontan ins Taxi steigen ist im Seebad kaum noch drin: Die Taxen-Stände bei der Priwallfähre sind meist leer. Foto: Helge Normann
Text-Nummer: 160416 Autor: Helge Normann vom 06.08.2023 um 16.01 Uhr