Zweiter Travemünder Stolperstein verlegt

Lübeck - Travemünde: Archiv - 15.08.2023, 16.57 Uhr: Messingplatten mit Namen und Lebensdaten erinnern als so genannte „Stolpersteine“ an die Opfer des Nationalsozialismus. Mehr als 100.000 solcher Steine wurden bereits verlegt. Für das Seebad Travemünde ist es der zweite Stein, der am Montag verlegt wurde. Er erinnert an Wilhelm Prull.

Im Rahmen einer Feierstunde wurde am Montag (14.08.2023) der neue Stein in der Kurgartenstraße verlegt. Elisabeth Eßer von der „Initiative Stolpersteine für Lübeck“ begrüßte die etwa 50 Teilnehmer, Redner und besonders auch die Nichte von Wilhelm Prull, die auf das Schicksal ihres Onkels aufmerksam gemacht hatte. Dann erzählte sie aus dem Leben des jungen Mannes.

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Zu Beginn der Feierstunde wurde der Song „Purple Rain“ von „Prince“ gespielt.

Wilhelm Prull kam im Mai 1940 im Alter von 29 Jahren nach Travemünde. Im Seebad hatte er im Geschäft für Manufakturwaren des Kaufmanns Wilhelm Friedrichsen eine Anstellung als Dekorateur und Verkäufer gefunden hatte. Seine Unterkunft bezog er in der Kurgartenstraße, wo am Montag der Stolperstein mit seinem Namen verlegt wurde. Dazu ließen die Veranstalter Fotos herumgehen, die Wilhelm Prull augenscheinlich unbeschwert an der Ostsee zeigen. Die Bilder sind auch auf einer Website zu sehen, die an ihn erinnert.

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Der Stolperstein für Wilhelm Prull wird verlegt.

Laut historischer Akten wurde Wilhelm Prull am 06. März 1943 um 22:00 Uhr in einem Hotel im Hamburger Stadtteil St. Georg verhaftet. Ein in Elmshorn lebender junger Belgier hätte ihn in einem Verhör als homosexuellen Partner genannt, berichtete Elisabeth Eßer aus den Akten. Am 08. März 1943 hätte Prull verhört werden sollen. Durch einen Sprung aus dem dritten Stock, infolgedessen er im Hafenkrankenhaus verstarb, kam es nicht dazu. „Flucht in den Tod“ ist dazu auf der Gedenkplakette zu lesen.

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Rund fünfzig Teilnehmer zählte die Veranstaltung in der Kurgartenstraße.

Unter den Rednern war aus Travemünde auch der Ortsrats-Vorsitzende Thomas Thalau. Er erinnerte daran, dass vor wenigen Wochen der hunderttausendste Stolperstein verlegt worden sei und zitierte dazu von der Website der Initiative: „Hunderttausend Mal einem Menschen gedacht, eine Biografie erforscht, eine Inschrift in Messing geschlagen, einen Gehweg geöffnet, einen Namen zurück in unsere Straßen geholt, ein Schicksal öffentlich sichtbar gemacht, einen Ort für Gedenken und Trauer geschaffen, die Verbrechen angeklagt, Menschen zusammengebracht, die Vergangenheit mit dem Heute verbunden, uns zum Nachdenken animiert und uns in die Verantwortung gezogen.“

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Der Ortsrats-Vorsitzende Thomas Thalau hatte bereits bei der ersten Stolperstein-Verlegung in Travemünde gesprochen und war auch jetzt wieder dabei.

Thalau dankte allen, die durch ihre Recherchen zur Erinnerung an Wilhelm Krull beigetragen sowie denen, die die Veranstaltung vorbereitet und mitgestaltet hätten.

Im Rahmen einer Gedenkfeier wurde der zweite Stolperstein in Travemünde verlegt. Er erinnert an Wilhelm Prull (1910 – 1943). Fotos: Helge Normann

Im Rahmen einer Gedenkfeier wurde der zweite Stolperstein in Travemünde verlegt. Er erinnert an Wilhelm Prull (1910 – 1943). Fotos: Helge Normann


Text-Nummer: 160585   Autor: Helge Normann   vom 15.08.2023 um 16.57 Uhr

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