Pepper schnackt Platt
Lübeck: Archiv - 23.08.2023, 11.37 Uhr: Die Universität zu Lübeck und der NDR Schleswig-Holstein bringen dem humanoiden Roboter „Pepper“ gemeinsam die plattdeutsche Sprache bei. Künstliche Intelligenz und das große plattdeutsche Archiv des NDR werden dabei eine wesentliche Rolle spielen. Ziel ist es, den Schleswig-Holsteinern einen Roboter vorzustellen, der buchstäblich ihre Sprache spricht und eine Brücke schlägt zwischen regionaler Tradition und digitalisierter Zukunft.Als Gast wird „Pepper“ ab Herbst beispielsweise regelmäßig Konferenzen und regionale Veranstaltungen besuchen.
Der humanoide soziale Roboter „Pepper“ wurde ursprünglich bereits 2014 vom französischen Unternehmen Aldebaran Robotics gemeinsam mit dem japanischen Unternehmen SoftBank als erster Roboter mit der Fähigkeit zur Erkennung menschlicher Emotionen auf den Markt gebracht. Bisher wird er hauptsächlich in den Bereichen Gesundheitswesen, Erziehung, in Verkaufsräumen oder in Empfangsbereichen eingesetzt. „Pepper“ bringt viele grundsätzliche Anlagen und Fähigkeiten zur sozialen Interaktion mit Menschen bereits mit, muss aber hinsichtlich des gewünschten Einsatzszenarios speziell programmiert werden, um diese Fähigkeiten nutzbar zu machen.
Thomas Sievers, der „Pepper“ für die Aufgaben dieses Projektes programmiert, ist zuversichtlich und erwartet viele spannende Erfahrungen: „Die Aufgabe ist zwar herausfordernd und insofern ergebnisoffen, als dass wir zwar hoffen, am Ende einen des Plattdeutschen mächtigen Roboter zu haben, der auch außerhalb des Labors seine norddeutsche Persönlichkeit präsentieren und mit den Menschen interagieren kann, aber wie genau und in welchem Umfang das funktionieren wird, bleibt abzuwarten.“
Der Roboter wird an der Universität zu Lübeck programmiert. Hier fährt er durch einen Flur auf dem Lübecker Campus.
„Pepper“ soll mit seinen Aktionen und Reaktionen „irgendwie norddeutsch“ wirken, hier soll es auch um die stereotype Integration von Gestik und Sprachmelodie gehen. Dabei helfen Large Language Models wie ChatGPT und die weitgehend digitalisiert vorliegenden plattdeutschen Texte des NDR. „Pepper“ muss in einem ersten Schritt erst einmal das Vokabular lernen. „Hör mal’n beten to“: je mehr Plattdeutsch Pepper trainiert, desto besser kann er damit umgehen.
Die Universität zu Lübeck bringt ihre Expertise im Bereich der KI-Forschung ein und entwickelt maßgeschneiderte Algorithmen, um Pepper dabei zu helfen, die feinen Nuancen und regionalen Variationen des Plattdeutschen zu verstehen. Das Projekt ist auf eine Dauer von rund eineinhalb Jahren ausgerichtet und wird seitens der Universität zu Lübeck von Thomas Sievers umgesetzt, der es als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Informationssysteme zum Thema seiner Promotion gemacht hat. Prof. Dr. Ralf Möller, Leiter des Instituts für Informationssysteme der Universität zu Lübeck, ist begeistert von dieser Kooperation: "Wir sind sehr stolz, mit dem NDR an diesem wegweisenden Projekt zusammenzuarbeiten. Uns ist wichtig zu zeigen, dass unsere Wissenschaft neue Möglichkeiten für die Bewahrung und Förderung der plattdeutschen Sprache eröffnet."
Dr. Volker Schulz, Leiter der Redaktion „Heimat, Kultur, Sprachen“ von NDR Schleswig-Holstein, betont die Bedeutung des Projekts für die regionale Kultur: "Wir lieben Plattdeutsch und fördern es seit Jahrzehnten. Mit ,Pepper‘ wollen wir sicherstellen, dass diese wertvolle Sprache auch in Zukunft lebendig bleibt." Denkbar ist ein Einsatz des Roboters in Schulen und Kindergärten, beim plattdeutschen Poetry Slam, beim Erzählwettbewerb „Vertell doch mal“ oder anderen plattdeutschen Veranstaltungen.
Lornz Lorenzen, Redakteur von „Heimat, Kultur, Sprachen“, fasst es so zusammen: „Wi freut und doröver dat de KI Forschers vun de Uni Lübeck to uns kamen sünd. Dat is en phantastisches Projekt. De humanoide Roboter ,Pepper‘ hett groten Bildungs-Hunger. He bruukt en Barg an Spraak-Daten. Un dor kaamt wi in‘t Speel mit unsen riesiget Plattdüütsch Archiv.“
Wissenschaftler Thomas Sievers bringt Roboter „Pepper“ Plattdeutsch bei. Fotos: Olaf Malzahn / Uni Lübeck
Text-Nummer: 160720 Autor: Uni/red. vom 23.08.2023 um 11.37 Uhr