Grandioser SHMF-Schlusspunkt: Händels Messiah

Lübeck - Innenstadt: Archiv - 28.08.2023, 10.31 Uhr: Eindrucksvoller hätte der Schlusspunkt des Schleswig-Holstein Musik Festivals 2023 nicht gesetzt werden können: Georg Friedrich Händels Oratorium „Messiah“ erklang – in der Londoner (End)Fassung – in der vollbesetzten MuK. Es wurde eine spektakulär gute Aufführung durch die englischen Gäste, den Dirigenten Richard Egarr und ein Solisten-Quartett allererster Güte sowie den Festival-Chor unter Leitung von Nicolas Fink.

Auch fast drei Jahrhunderte nach seinem Entstehen dringt dieses Werk des musikalischen Welt-Erbes ins Herz. Umso mehr, wenn es in der seit einem halben Jahrhundert gepflegten „neuen“ Barock-Praxis mit solcher Dynamik aufgeladen wird wie durch Richard Egarr. Da gibt es keine Sekunde „langweiligen Leerlauf“, verschwinden Continuo-Cembalo und -Orgelpositiv sowie eine Laute im Gesamtklang des Orchesters: Was die NDR-Radiophilharmonie Hannover hierbei zeigte, war eine ihrer besten Leistungen in Lübeck.

Es ist die (italienische) Operndramatik – mit der Händel den getragenen Oratorienton verließ, um seine Zeitgenossen aufzurütteln –, die uns auch heute noch und immer wieder packt. Diese Dramatik beherrscht der bewegliche Richard Egarr, der mit einem großen Repertoire an Gesten zwischen Chor und Orchester vermittelt, zwischendurch kurz das Cembalo bedient und vor allem das Gespür für die richtigen Akzente hat. Er ist mit seinen Zeichen und Blicken überall und dabei so präzise, dass sich alle Mitwirkenden total sicher fühlen.

Sie lohnen das mit Leistungen, die sie punktgenau präsentieren. Ergreifender als Carolyn Sampson kann kein Sopran die Arie „I know that my redeemer liveth“ in all ihrer Schönheit singen; intensiver als Hilary Summers kein Alt „He was dispised“, markanter als James Gilchrist kein Tenor „Comfort ye my people“, dramatischer kein Bass als Andrew Foster-Williams „The trumpet shall sound“. Hier imponierte wie erfreute die erste Garnitur der Oratoriensänger von der Insel.

Was hierzulande geleistet werden kann, demonstrierte – neben dem topfitten Orchester – der SHMF-Festivalchor. Zu danken ist seine (selten so optimale) Präzision sowie seine Schlagkraft der Arbeit von Nicolas Fink. Er hat die Gemeinschaft eines Sommers zu einer Perfektion geführt, die nicht nur das berühmte „Hallelujah“ beseelt sang, sondern als häufiger Kommentator des Geschehens größte Flexibiltät bewies.

Vor Konzertbeginn hatten Ministerpräsident Daniel Günther seine Freude über den Festival-Sommer und seinen Dank an die SHMF-Leitung zum Ausdruck gebracht sowie Intendant Dr. Christian Kuhnt das Publikum als „große Familie“ bezeichnet – und das SHMF-Motto für 2024 genannt: „Auf nach Venedig!“

Für das Abschlusskonzert gab es viel Beifall. Foto: Felix König

Für das Abschlusskonzert gab es viel Beifall. Foto: Felix König


Text-Nummer: 160811   Autor: GüZ   vom 28.08.2023 um 10.31 Uhr

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