Warten auf Taten: Travemünder feiern drei Jahre Brief an Lindenau

Lübeck - Travemünde: Archiv - 30.08.2023, 09.57 Uhr: Vor drei Jahren ging ein Brief aus der Teutendorfer Siedlung an die Bürgermeisterkanzlei. Es ging um eine unklare Radweg-Führung, die sich Bürgermeister Jan Lindenau zuvor bei einer Begehung selbst angesehen hatte. Um ein Schild und vielleicht eine Markierung. Drei Jahre später ist in der Sache nichts passiert. Grund genug für die Verfasser, mit einem kleinen Geburtstags-Törtchen an ihren unerledigten Bürgermeister-Brief zu erinnern.

Wer auf dem links gelegenen Zweirichtungs-Radweg der Ivendorfer Landstraße unterwegs ist, muss am Ende geradeaus den Teutendorfer Weg überqueren, um dort auf dem links gelegenen Zweirichtungs-Radweg weiter in Richtung Baggersand zu kommen. Manche machen das. Andere fahren lieber rechts auf der Straße. Oder verkehrswidrig rechts auf dem viel zu schmalen Fußweg. Wieder andere kürzen einfach quer über die Kreuzung ab.

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Hier sollen Radfahrer eigentlich geradeaus die Straße überqueren und dann auf dem Zweirichtungsradweg weiterfahren. Viele verstehen das nicht und fahren rechts auf der Straße oder dem viel zu schmalen Fußweg weiter.

Kinder unsicher, wie sie den Kreuzungsbereich überqueren sollen
Diese „unklare Radwegführung“, schrieben im August des Jahres 2020 die Siedlergemeinschaft Travemünde und der Travemünder Sportverein, sei schon für Erwachsene nicht einfach zu finden. Insbesondere seien aber Kinder, die die Sportanlagen des TSV besuchen würden, „meist unsicher, wie sie am besten den Kreuzungsbereich Ivendorfer Landstaße / Teutendorfer Weg überqueren können. Entsprechend reagieren sie teilweise sehr unberechenbar für andere Verkehrsteilnehmer.“ Sportverein und Siedlergemeinschaft schlugen daher vor, die Verkehrsführung mit Hilfe von Schildern oder einer Markierung auf dem Weg zu verdeutlichen.

„Passiert ist bis heute nichts“
Was folgte, waren weitere Schreiben und Telefonate, aber bislang keine sichtbaren Ergebnisse. Sogar die Travemünder Stadtteilkonferenz im Januar 2023 nutzen die Verfasser, um noch einmal nachzuhaken. Ihre Vorschläge zur Verbesserung der Situation seien „nach zwei Jahren zur Kenntnis genommen“ worden, schrieben sie der Verwaltung auf ein Kärtchen. „Passiert ist jedoch bis heute nichts.“ Wann man denn mit einer Umsetzung rechnen könne. Die Verwaltung sprach in ihrer Antwort von einer „Markierungslösung“, die „der Straßenverkehrsbehörde zur Prüfung übergeben“ worden sei.

Ein Törtchen zum dritten Jahrestag des Bürgermeister-Briefes
Inzwischen ist der Brief an Bürgermeister Jan Lindenau drei Jahre alt. Der damalige Vorsitzende der TSV als Unterzeichner ist schon gar nicht mehr im Amt, sein Nachfolger Stefan Voß nahm nun an der kleinen „Geburtstagsfeier“ teil. Noch dabei ist Günther Frings für die Siedlergemeinschaft Travemünde. An der immer noch hinweislosen Kreuzung bauten sie ein Törtchen mit drei Kerzen für ihren Bürgermeister-Brief auf. „Herzlichen Glückwunsch zum dritten Jahrestag“ war dazu auf einem Schild zu lesen.

Es war nur ein kleines Törtchen, auf das gerade so drei Kerzen passten. Nächstes Mal werden sie möglicherweise ein größeres Gebäckstück brauchen.


So schildert Günther Frings die Chronik nach drei Jahren Bürgermeister-Brief:

- Das gemeinsame Schreiben des TSV und der Siedlergemeinschaft Travemünde ging Ende August 2020 an den Bürgermeister mit der Bitte um eine bessere Kennzeichnung der Radwegeführung an der Ecke Ivendorfer Landstr. / Teutendorfer Weg.

- Ende September 2020 folgte als Antwort ein Brief der BM-Kanzlei mit Hinweis auf eine bereits begonnene Prüfung einer Verbesserung der Hinweisbeschilderung. Diese würde noch in 2020 abgeschlossen. Die Planung unter Einbeziehung „weiterer Aspekte“ würde noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

- Es folgten viele telefonische und schriftliche Nachfragen an die BM-Kanzlei, die mit Vertröstungen („ist in Arbeit“) und teilweise abwegigen Begründungen (Warten auf eine Machbarkeitsstudie für eine neue Wegeverbindung vom Gnevesdorfer Weg zum Teutendorfer Weg; Einbeziehung des zuständigen Eisenbahnbundesamt) beantwortet wurden.

- Nachdem lange Zeit unklar blieb, auf wessen Schreibtisch in der Verwaltung unser Schreiben langsam vergilben würde, stellte sich im Januar 2022 heraus, dass Frau Spiller als Fahrradbeauftragte der HL sich des Themas annehmen sollte. Weitere Telefonate und Emails in 2022 und 2023 folgten. Seitens der Verwaltung will man nun auf eine bessere Radwegebeschilderung verzichten. Stattdessen soll mit etwas Farbe ein Schutzstreifen auf dem Teutendorfer Weg zwischen Ivendorfer Landstraße und Travemünder Landstraße auf der Südseite der Fahrbahn aufgemalt werden und der Gehweg auf der Südseite mit dem Zeichen „Gehweg“ versehen werden.

- Letzter Stand vom Juli 2023: Diese Ideen, die wenig mit unserem ursprünglichen Vorschlag zu tun haben, sollen als Plan aktualisiert und dann im Anhörungsverfahren unter anderem mit der Straßenverkehrsbehörde und der Polizei abgestimmt werden. Wenn der Plan dann als „Vorentwurf“ vorliegt würde er uns zugesandt.

- Auf meine Frage, wann das Anhörungsverfahren abgeschlossen sei und wir mit einer Antwort rechnen könnten habe ich keine Antwort erhalten.

Mit drei Kerzen erinnerten der TSV-Vorsitzende Stefan Voß und Günther Frings von der Siedlergemeinschaft an den dritten Jahrestag ihres Briefes an Bürgermeister Jan Lindenau.  Fotos: Helge Normann

Mit drei Kerzen erinnerten der TSV-Vorsitzende Stefan Voß und Günther Frings von der Siedlergemeinschaft an den dritten Jahrestag ihres Briefes an Bürgermeister Jan Lindenau. Fotos: Helge Normann


Text-Nummer: 160856   Autor: Helge Normann   vom 30.08.2023 um 09.57 Uhr

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