Duo Raphani: Spielfreudig und schlagfertig

Lübeck: Archiv - 13.09.2023, 16.46 Uhr: Mit Gegenwarts-Raritäten wartete das Duo Raphani in den Kammerspielen auf: Die Geschwister Annette und Manuel Rettich „verwöhnten“ ein erfreulicherweise großes Publikum mit zeitgenössischen Kompositionen. Die Cellistin und der Schlagwerker, beide preisgekrönt, zeigten solo und zusammen, welch Klangreichtum in ihren Instrumenten steckt – und vor allem technische Facetten, die den „Normalhörer“ staunen machten.

Manuel Rettich, 1. Solopauker der Lübecker Philharmoniker und Furtwängler-Preisträger 2012, hat sich ebenso intensiv mit Gegenwartsmusik beschäftigt wie Annette Rettich, die Erfahrungen in verschiedenen Ensembles sammelt. Schon das Säge-Werk „Beside Besides“ von Simon Steen-Andersen war von eigener Couleur, da Annette ihre vier und Manuel drei Schlägel-Saiten „traktierte“. Bei Christian Sonders „Fantasie und Klagelied“ für Cello solo mit vielen Wohlfühl-, aber auch Aggressionsstationen führte Annette Rettich alle nur möglichen Techniken auf ihrem Instrument vor.

Welche Einheit Cello und Marimbaphon entwickeln können, zeigten beide in Manuel Rettichs Bearbeitung von „Aprés un Rève“ von Gabriel Fauré. Der Kontrast zum harmonischen Wohlklang folgte mit John Becks dreisätziger Sonate für Timpani: Pauken-Artistik von Donner bis Flüstern mit diversen Schlägeln und auch Handbetrieb. Martin Bresnick macht Frank Kafka hörbar in „Songs of the Mouse People“: Cello-Gewisper und Marimba-Kommentar, Wohllaut und Zweifel bis zum Einsatz der Singenden Säge.

Zwei Soli folgten: Annette Rettich faszinierte mit der sensiblen Saiten-Wanderung „Orbit“ des Minimalisten Philip Glass – und Manuel Rettich machte staunen, was für Töne auf einem Menschen zu „erzeugen“ sind: Bei „?Corporel für einen Schlagzeuger“ von Vinko Globokar „beklopfte“ er seinen nackten Oberkörper, und manchmal leicht mikrophonverstärkt wurde auch hier die hohe Disziplin eines Schlagwerkers offenhörig. Mit einer furiosen Komposition für 5 Pauken und Violoncello von Etienne Perruchon endeten diese 80 Minuten, noch einmal traten die Instrumente in einen reizvollen Dialog, den so manche(r) im Publikum nicht für möglich gehalten hatte. Der Beifall war groß.

Das Duo Raphani begeisterte das Publikum in den Lübecker Kammerspielen. Foto: Thorsten Lange-Rettich

Das Duo Raphani begeisterte das Publikum in den Lübecker Kammerspielen. Foto: Thorsten Lange-Rettich


Text-Nummer: 161163   Autor: Güz.   vom 13.09.2023 um 16.46 Uhr

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