Die Bürgerschaft und das Brücken-Desaster
Lübeck: Archiv - 28.10.2023, 16.00 Uhr: Seit Anfang Februar ist die Hubbrücke nicht mehr nutzbar. Das wird bis zu einer vollständigen Sanierung in ein paar Jahren auch so bleiben. Die Frage, warum die Brücke nicht rechtzeitig erneuert wurde, ist einfach zu beantworten: Die Bürgerschaft stimmte im Jahr 2015 einstimmig dagegen.Die Hubbrücke wurde in den Jahren 1896 bis 1900 gebaut. Seit über 20 Jahren ist klar: Sie hat ihre Lebensdauer überschritten. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt hatte deshalb eine Erneuerung für das Jahr 2009 geplant. Das Geld wurde im Bundeshaushalt bereit gestellt. Die Stadt forderte Änderungen, zum Beispiel einen barrierefreien Übergang.
Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt schlug eine Verbreiterung der Fahrbahn mit Geh- und Radweg vor, im Gegenzug sollte die Fußgängerbrücke abgerissen werden. Das konnte mit dem Denkmalschutz nicht vereinbart werden. Im Jahr 2012 wurde dann das Innenstadtgleis entwidmet. In der Folge konnte der Bund die Kosten für die Sanierung der überflüssigen Eisenbahnbrücke nicht mehr übernehmen.
In Lübeck bildete sich massive Kritik an einem Umbau. Über 4000 Lübecker unterschrieben eine Petition, dass die Eisenbahnbrücke als Geh- und Radweg genutzt werden solle. Am 29. Januar 2015 beschloss die Bürgerschaft dann einstimmig: "Der Bürgermeister wird beauftragt, sich für den vollständigen Erhalt der denkmalgeschützten Hubbücken (Fußgänger-, Kfz- und Eisenbahnbrücke) einzusetzen. Die Barrierefreiheit sollte dabei durch eine entsprechende Herrichtung der Eisenbahnbrücke sichergestellt werden."
Es folgten lange Verhandlungen zwischen der Stadt und dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt über die Kosten. Jetzt müssen neue Sanierungspläne erstellt werden. Die Sanierung beginnt frühestens in zwei Jahren - falls die Lübecker Politik nicht wieder blockiert.
Vor acht Jahren hat die Bürgerschaft einstimmig die Sanierung der Hubbrücke verhindert.
Text-Nummer: 162094 Autor: VG vom 28.10.2023 um 16.00 Uhr