Lübecks Martensmann auf dem Weg nach Schwerin
Lübeck: Archiv - 10.11.2023, 16.15 Uhr: Am Freitag verabschiedeten Stadtpräsident Henning Schumann und Bürgermeister Jan Lindenau den Martensmann im Rathaus. Der machte sich mit einem Fass Wein auf die Reise nach Schwerin, wo er am Sonntag mit einem Fest empfangen wird. Vorher wird er noch Schönberg und Rehna erwartet.Eine Überraschung für die Passanten in der Breiten Straße: Eine Kutsche fuhr vor und das Rathaus schenkte kleine Weinportionen aus. Dann bestiegen der Stadtpräsident mit seiner Freundin, der Bürgermeister und natürlich der Martensmann die Kutsche.
Die Ursprünge der Tradition kennt niemand mehr so genau. Vermutlich ist das Ritual 700 Jahre alt. Alljährlich wurde dem mecklenburgischen Herzog in Schwerin zum Martinstag von Lübeck aus ein Ohm Rotspon, ein Fass Wein, gesandt, damit die Fürsten sich weiter gut vertrugen. Auf seiner Fahrt rastete der Martensmann stets in Schönberg und Rehna. Der Brauch erlosch 1817 und wurde erst 1991 nach der Wiedervereinigung neu aufgenommen.
Vereinbart wurde im Mittelalter ein Ohm Wein, also 145,5 Liter. Da die Ohm-Fässer nicht mehr üblich sind, bekommt Schwerin allerdings nur noch 100 Liter. Zu Tradition gehört auch, dass der Stadtpräsident von Schwerin und der Lübecker Vertreter sich öffentlich streiten, ob die Lieferung eine Pflicht oder eine Freundschaftsgeste ist. Wer dabei sein und die Lübecker Delegation unterstützen möchte, sollte am Sonntag um 15 Uhr nach Schwerin kommen. Das dortige Martensfest findet dass ganze Wochenende statt.
Am Freitagnachmittag machte sich der Martensmann auf den Weg. Am Sonntag um 15 Uhr wird er in Schwerin eintreffen. Fotos: JW
Text-Nummer: 162384 Autor: JW vom 10.11.2023 um 16.15 Uhr