Studie zu Kormoranen und dem Dorschbestand

Lübeck - St. Gertrud: Archiv - 27.11.2023, 15.05 Uhr: Der Bestand des ehemaligen „Brotfisches“ der Ostseefischer, der Dorsch, weist in der westlichen Ostsee historische Tiefstände auf. Die Ursachen für diese Situation können bisher nur in Teilen erklärt werden. In Gothmund wurde am Montag eine Studie vorgestellt, die den Einfluss der Kormorane auf den Dorschbestand hat.

Das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) fördert die Studie mit 758.000 Euro aus Mitteln der Fischereiabgabe des Landes Schleswig-Holstein. Fischereiminister Schwarz informierte sich am Montag in Lübeck über das Vorgehen der vierjährigen Studie.

„Die Lage der für Schleswig-Holstein charakteristischen Küstenfischerei an der Ostsee ist seit längerer Zeit dramatisch. Wir machen uns große Sorgen um die Fischereibetriebe, da eine gezielte Nutzung von Dorsch und Hering aktuell nicht mehr gegeben ist. Wir unterstützen daher die Wissenschaft in ihrem Bemühen, weitere Ursachen dieser besorgniserregenden Entwicklung bestmöglich aufzuklären. Denn: Nur auf Basis einer fundierten Datengrundlage können verbesserte Vorhersagen der Bestandsentwicklung getroffen und so Entscheidungen für eine ökologisch und wirtschaftlich nachhaltige Fischerei getroffen werden“, so der Minister.

In dem großräumig angelegten Forschungsprojekt sollen neben der schleswig-holsteinischen Küste auch in Dänemark und Mecklenburg-Vorpommern Untersuchungen durchgeführt werden, in welchem Ausmaß Dorsche zur Nahrung der Kormorane im Küstenbereich beitragen. Die Studie wird durch das Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow in Zusammenarbeit mit dem Thünen-Institut für Ostseefischerei, die heute den geplanten Verlauf vorstellten, durchgeführt.

Der Direktor des Instituts für Binnenfischerei, Dr. Uwe Brämick, sagte: „Aus Voruntersuchungen im Gebiet der Travemündung wissen wir, dass der Dorsch eine große Rolle in der Ernährung der Kormorane spielen kann. Hochrechnungen ergaben, dass die Kormorane eines einzigen Schlafplatzes am Dassower See in einem Jahr ähnlich viele Dorsche entnommen hatten wie der deutschen Berufsfischerei im Jahr 2022 als Fangquote zur Verfügung stand. Allerdings ist unklar, welchen Anteil der Dorsch an der Nahrung des Kormorans in anderen küstennahen Kolonien ausmacht und wie stark die Schwankungen zwischen den Jahren sind. Daher werden wir unsere Untersuchungen jetzt auf weitere Probenahmeorte in der westlichen Ostsee ausweiten und Daten aus mehreren Jahren sammeln, um dann eine bessere Einschätzung zur Rolle des Kormorans treffen zu können.“ Dr. Uwe Krumme, stellvertretender Direktor des Thünen-Instituts für Ostseefischerei, verwies auf bestehende Wissenslücken: „Wir wissen, dass die Erwärmung der Ostsee, gepaart mit der Zunahme sauerstofffreier Bereiche durch die hohe Nährstoffbelastung, den Lebensraum der Dorsche deutlich einschränkt und eine Erholung des Bestandes erschwert. Den Einfluss von Prädatoren können wir in unseren Modellen zur Bestandsberechnung jedoch nicht berücksichtigen, da entsprechende wissenschaftliche Daten bislang fehlen. Hier setzt das Projekt an und wird zumindest für den Kormoran relevante Daten bereitstellen.“

In der Travemündung wird die Auswirkung von Kormoranen auf den Dorschbestand erforscht. Foto: Harald Denckmann/Archiv

In der Travemündung wird die Auswirkung von Kormoranen auf den Dorschbestand erforscht. Foto: Harald Denckmann/Archiv


Text-Nummer: 162742   Autor: MLLEV/red.   vom 27.11.2023 um 15.05 Uhr

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