Timmendorfer Strand und Lübeck für Bäderbahn

Lübeck: Archiv - 05.12.2023, 19.36 Uhr: Die Eisenbahnverbindung von der Fehmarn-Belt-Querung bis Lübeck soll auf einer Neubaustrecke entlang der Autobahn geführt werden. Die Gemeinde Timmendorfer Strand, die Hansestadt Lübeck und der Kreis Ostholstein lehnen diesen Plan ab und protestieren nunmehr lautstark gegen die Stilllegung der Bäderbahn.

In einer Presseerklärung beziehen die Gemeinde Timmendorfer Strand und die Hansestadt Lübeck jetzt gemeinsam Stellung:

(")Diese Planung der DB Netz ist rechtlich nicht haltbar und wirtschaftlich nicht nachvollziehbar. Die Neubaustrecke kann die Bäderbahn nicht ersetzen, weil ihre Haltepunkte zu weit von den beiden Bädern (6 km von Timmendorfer Strand, 3 km von Scharbeutz) entfernt sind. Die Behauptung der DB Netz, der Erhalt der Bäderbahn würde die Planung der Neubaustrecke verzögern, weil sie ihre Planunterlagen ändern müsste, ist unzutreffend. Die notwendigen Anpassungen der Planunterlagen sind geringfügig und würden zu keiner ernsthaften
Zeitverzögerung führen.

Im Gegenteil: Eine Planung der Neubaustrecke ohne die Anbindung an die bestehende Bäderbahn ist unzulässig, solange das Eisenbahn-Bundesamt die Stilllegung nicht genehmigt hat. Die Voraussetzungen einer solchen Genehmigung liegen aber nicht vor. Die Bäderbahn erfüllt mit insgesamt ca. 1,2 Mio. Fahrgästen pro Jahr eine wichtige Funktion im Schienenverkehr. Diese Funktion kann die Neubaustrecke nicht ersetzen. Von den Haltepunkten auf der Neubaustrecke wären die Bäder nur mit Bus oder Taxi erreichbar. Das ist bei einem Fahrgastaufkommen von mehr als 400.000 Fahrgästen alleine für Timmendorfer Strand auf der vorhandenen Straßeninfrastruktur nicht zu bewältigen. Auch deshalb gibt es konkretes Interesse Dritter daran, den Betrieb der Bäder-bahn von der DB Netz zu übernehmen. Dieses Unternehmen hat grundsätzlich einen Anspruch auf Übernahme. Unter diesen Umständen kann eine Stilllegung der Bäderbahn nicht genehmigt werden.

Zu dem gehen Analysen davon aus, dass bei Stilllegung der Bäderbahn 50% der Fahrgäste verloren gehen, die dann wiederum auf den privaten Pkw ausweichen und die Verkehrsprobleme noch zusätzlich vergrößern und zwar nicht nur in den Bäderorten, sondern auch beim Pendeln von und nach Lübeck.

So hatte bereits 2018 die IHK zu Lübeck eine Studie in Auftrag gegeben, die bei einem „Aus“ der Bäderbahn die Gefahr einer möglichen Halbierung der Fahrgastzahlen aufzeigt, was ein schwerer Schlag für die Verkehrswende in der Region wäre. Auch eine ganz aktuelle Vergleichsrechnung im neuen Verkehrsmodell der Hansestadt Lübeck, bei der das Szenario einer Regio-S-Bahn nach Neustadt i. H. mit Führung über die Neubaustrecke mit einer Regio-S-Bahn mit Führung über die Bestandstrasse der Bäderbahn verglichen wurde, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Bei einem direkten linienhaften Vergleich gibt es für den jeweils am stärksten ausgelasteten Streckenabschnitt eine Halbierung der Fahrgastzahlen bei der Führung der Regio-S-Bahn über die Neubaustrecke mir ihren ortsfernen Stationen.

Die Hansestadt Lübeck sieht daher die Problematik nicht wie häufig dargestellt, ausschließlich als Timmendorfer Problematik, sondern als Problem für die ganze Region, wenn mit der Bäderbahn ausgerechnet der potentialreichste Ast der Regio-S-Bahn Lübeck von Seiten des Landes abgeschnitten werden soll.

Die Region bedauert ausdrücklich die Haltung des Wirtschaftsministeriums des Landes Schleswig-Holstein, die DB Netz bei ihrem Stilllegungsvorhaben zu unterstützen. Insbesondere die Ankündigung, man werde Schienennahverkehr nur noch auf der Neubaustrecke bestellen, geht am Mobilitätsbedürfnis vorbei. Das ist ökonomisch und ökologisch nicht sinnvoll.

Alle Betroffenen - ob Kommunen, Vereine, Unternehmen, Pendler oder Touristen - werden alles daransetzen, die Bahn und das Land noch zu überzeugen, diese langfristige und nicht nachhaltige Entscheidung zu revidieren und sich stattdessen für die Bäderbahn zu engagieren.(")

Vertreter aus Lübeck und Ostholstein stellten am Dienstag die gemeinsame Position vor. Foto: TSNT

Vertreter aus Lübeck und Ostholstein stellten am Dienstag die gemeinsame Position vor. Foto: TSNT


Text-Nummer: 162948   Autor: TSNT/red.   vom 05.12.2023 um 19.36 Uhr

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