Stadtwald: Gewinne durch Geduld

Lübeck: Archiv - 10.01.2024, 12.57 Uhr: Wir können nicht gegen die Natur, sondern nur in behutsamer Weise mit der Natur, warb der ehemalige Leiter der Lübecker Forsten Dr. Lutz Fähser in einem beeindruckenden Fachvortrag im großen Saal der Gemeinnützigen Gesellschaft.

Die Aktiven vom Grünen Kreis hatten den Fachmann geladen, um die Veranstaltungen zum 30-jährigen Bestehen des Lübecker Waldwirtschaftskonzeptes bereits ganz früh im Jubiläumsjahr schon einmal in das Bewusstsein der Lübecker zu heben. Das Thema scheint zu bewegen, denn der Saal in der Königstraße war voll.

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Es ist in der Tat beeindruckend, in welcher Weise die vor 30 Jahren eingeleitete Neuausrichtung der Lübecker Wälder mittlerweile zum Exportschlager geworden ist und zwar nicht nur weltweit, sondern sogar in der hochgradig kritischen Bundesrepublik.

Man hat hier in Lübeck der Natur einfach vertraut und erst einmal auf Referenzflächen lange Jahre abgewartet, welchen Weg die Natur selbst einschlagen würde und dann vorsichtig unterstützt, den Bestand dadurch erweitert und dabei im Einklang mit der Natur sogar noch Gewinne gemacht. Genüsslich berichtete Lutz Fähser, dass man immer wieder versucht hat zu beweisen, dass das gar nicht möglich ist, was aber auch durch noch so viele Dissertationen zu dieser Frage nicht gelang.

Interessant war, selbst für gewöhnlich gut unterrichtete Kreise, dass der entscheidende Anstoß seinerzeit von der oft geschmähten Lübecker Politik gekommen ist. "Der Lübecker Senat pennt", war in den 90-ger Jahren ein gern genommener Auto-Aufkleber. Es war aber der Senat, der nach ausführlicher Recherche gegen viele Widerstände, auch bei Fachleuten, durchsetzte, dass Dr. Fähser eingestellt wird, um dieses neue Konzept in die Wege zu leiten. Der ehemalige Leiter des Naturkundemuseums am Dom, Wolfram Eckloff, hatte den Visionär wahrgenommen und behutsam nach Lübeck gelotst. Dort traf er besonders bei Gunhild Duske, der ehemaligen ehrenamtlichen Senatorin für öffentliches Grün, auf offene Ohren, die zunächst keine Auseinandersetzung im Umweltausschuss scheute, um diesem vielversprechenden Weg eine Chance zu geben. Es gelang ihr dann aber auch, die Politik einstimmig hinter diesem Konzept zu vereinen, damit nicht die nächste Kommunalwahl das gerade Begonnene wieder umstößt.

Es muss nämlich langfristig gedacht werden, wenn es sich um wachsende Bäume und sich darum herumentwickelte Natur handelt. Man muss lernen es auszuhalten, nach Stürmen umgefallene Bäume einfach liegenzulassen und die beeindruckenden Landmaschinen, die momentan unsere Straßen verlangsamen und auch mal blockieren, sollten aufgeweichten Waldboden nicht zerstören, denn der Waldboden ist nach neueren Erkenntnissen ein wichtiges Kommunikationsnetz von Bäumen untereinander.

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Gundel Granow vom Grünen Kreis war einfach nur begeistert und überreichte dem Referenten im Anschluss eine Flasche Wein, die themengerecht auf Waldboden mit ein wenig Moos und ein paar gesammelten Zapfen gebettet war. Auch ein Hinweis auf Thomas Mann war mit ihrem Dank verbunden, der darauf hinwies, dass weise Lübecker Bürger bisher immer verhindert hatten, dass der Lübecker Stadtwald gierigen Investoren in die Hände fiel. Das wäre beinahe in jüngster Zeit auch wieder geschehen, worauf sich die Gesellschaft der Freunde des Lübecker Stadtwaldes gebildet hat. Der Verkauf wurde schließlich verhindert.

Unter www.stadtwaldfreunde.de kann man sich über den Verein näher informieren. Über den Grünen Kreis Lübeck findet man Informationen unter www.gruener-kreis-luebeck.de.

Hören Sie im Originalton ein Interview von Harald Denckmann mit dem ehemaligen Leiter der Lübecker Forsten Dr. Lutz Fähser.

Der ehemalige Leiter der Lübecker Forsten Dr. Lutz Fähser beeindruckte mit einem Fachvortrag. Fotos: Harald Denckmann

Der ehemalige Leiter der Lübecker Forsten Dr. Lutz Fähser beeindruckte mit einem Fachvortrag. Fotos: Harald Denckmann


Hier hören Sie den Originalton:

Text-Nummer: 163539   Autor: Harald Denckmann   vom 10.01.2024 um 12.57 Uhr

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