Vor dem Drama ein Melodram

Lübeck - Innenstadt: Archiv - 25.01.2024, 14.07 Uhr: Bevor es am Sonnabend im Theater mit der Strauss-Oper „Elektra“ dramatisch wird, stellten Regisseurin Brigitte Fassbender und Dirigent Stefan Vladar ein Melodram vor: Im gut besuchten Großen Haus boten sie Strauss' „Enoch Arden“ und sprachen anschließend über die Karriere der Sängerin von der international gefeierten Mezzosopranistin zur hochgeschätzten Regisseurin.

Im Melodram, einer einst beliebten Kunstform, unterlegt Klaviermusik den Text. In dieser Weise hat Richard Strauss 1897 die drei Jahrzehnte vorher entstandene Erzählung „Enoch Arden“ des Engländers Alfred Lord Tennyson „illustriert“. Nun führte Vladar, hier wieder einmal als souveräner Pianist, in die Handlung ein, um sie dann häufig zu „kommentieren“. Mit einem Sturm linkerhand begann er das Schicksal des Seemanns Enoch Arden, der von seiner jungen Familie scheidet, sie nach jahrzehntelangem Verschollensein mit neuem Ehemann und Vater findet – und entsagt...

Das ist also melodramatisch nach Art der Literatur des schönen Schauderns im 19. Jahrhunderts, hier in der poetischen Übersetzung von Adolf Strodtmann und mit dem emotionalisierenden Zugriff von Richard Strauss. Vladar tupfte Zärtlichkeit und griff voll in die Dramatik mit derselben Einfühlungsgabe, mit der Brigitte Fassbender als Rezitatorin den Text gestaltete. Ihre klare Stimme trug Geschehen und Gefühle in den Raum. Der gut halbstündige Handlungsstrom mit seinem Auf und Ab der Gefühle erreichte das Publikum, das sich solch rarer Darbietung hingab und reichlich applaudierte.

Nach der Pause plauderten beide Künstler, die sich schon lange kennen, über Brigitte Fassbenders Leben und Karriere. Manches hat sie in ihren vor fünf Jahren erschienenen Memoiren veröffentlicht. Hier nun kamen „live“ ihr Humor und ihre selbstkritische Künstlernatur über die Rampe. Und erhellend waren einige Hinweise auf „Elektra“, eines der komplexesten Werke der Opernliteratur, was Handlung und Musik gleichermaßen betrifft. Man darf gespannt sein auf die Premiere mit Fassbenders Inszenierung und der musikalischen Umsetzung des Generalmusikdirektors.

Bevor es am Sonnabend im Theater mit der Strauss-Oper „Elektra“ dramatisch wird, stellten Regisseurin Brigitte Fassbender und Dirigent Stefan Vladar ein Melodram vor. Foto: Archiv/HN

Bevor es am Sonnabend im Theater mit der Strauss-Oper „Elektra“ dramatisch wird, stellten Regisseurin Brigitte Fassbender und Dirigent Stefan Vladar ein Melodram vor. Foto: Archiv/HN


Text-Nummer: 163817   Autor: Güz   vom 25.01.2024 um 14.07 Uhr

Text teilen: auf facebook +++ auf X (Twitter) +++ über WhatsApp

Text ausdrucken. +++  Text ohne Bilder ausdrucken.


Please enable / Bitte aktiviere JavaScript!
Veuillez activer / Por favor activa el Javascript![ ? ]