Weltpolitik bei der Lübecker FDP

Lübeck: Ein Hauch von internationaler Politik wehte am Donnerstagabend durch Schuppen 9 an der Untertrave. Kreisverband und Bürgerschaftsfraktion der Lübecker FDP hatten zum Jahresempfang geladen und als Hauptrednerin war niemand geringeres als Marie-Agnes Strack-Zimmermann aus dem Deutschen Bundestag angekündigt. Dort ist sie bekanntlich Vorsitzende des Verteidigungsausschusses und als solche in den multiplen Krisen, die der Globus momentan zu bieten hat, im Mittelpunkt des politischen Interesses.

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Entsprechend intensiv war man um ihre Sicherheit besorgt. Die Lübecker Polizei war im Außenbereich stark vertreten und auch im Saal selbst zeigte das Wachpersonal reichlich Flagge.

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Zu tun gab es für beide Bereiche nichts. Die Polizei draußen hatte eine kleine Gruppe von etwa 20 Demonstranten mit Tröten und Trillerpfeifen gut im Blick und drinnen verlief alles ausgesprochen harmonisch. Die FDP-Gastgeber erhielten viele Komplimente, weil sie es geschafft hatten, bei allen Aufgeregtheiten unserer Zeit eine Veranstaltung mit überparteilichem Charakter abzuhalten, auf der sich Gäste aus allen Parteien, Wirtschaft und Gesellschaft aus erster Hand über aktuelle Fragen der Weltpolitik in Ruhe austauschen konnten.

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Locker betrat die im Fernsehen immer recht streng wirkende Verteidigungspolitikerin den Saal mit Turnschuhen, Karohose und Pullover, als wäre sie gerade vom Motorrad gestiegen und jetzt auf der Suche nach einem Bier. Sie ist natürlich auch Spitzenkandidatin ihrer Partei für die anstehende Europawahl und wurde daher nicht nur vom Kreisvorsitzenden Thomas Rathcke und Bürgermeister Lindenau für die Hansestadt, sondern auch von Europakandidat Helmer Krane aus dem FDP-Landesvorstand begrüßt.

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Dann ergriff Frau Strack-Zimmermann das Wort und gab einen Überblick über das derzeitige Krisengeschehen in der Welt. Von der schwindenden Bedeutung Europas war da die Rede, wenn man jetzt nicht ganz genau aufpasst. Wie anfällig der Welthandel ist und warum es wichtig ist, dass auch die Bundeswehr hilft, internationale Handelsrouten zu schützen, war ebenfalls Thema. Machtansprüchen jeglicher Art entschlossen entgegenzutreten ist für sie eine absolute Selbstverständlichkeit. Der Fehler, der im Zuge der Annexion der Krim gemacht wurde, dürfe sich nicht wiederholen. "Wir haben das wahrgenommen, aber einfach nicht wahrhaben wollen, was da in Wirklichkeit passiert ist," urteilte sie in diesem Zusammenhang. Eingefroren wird bei ihr gar nichts, denn wenn man jetzt keine klare Kante zeige, werde die nächste Krise mit Sicherheit folgen. In anderen Zusammenhängen wurde sie auch in Fragen der Migrationspolitik deutlich. Eine geordnete Migration in den heimischen Arbeitsmarkt ist allein aufgrund des vorherrschenden Fachkräftemangels nötig, unkontrollierte Einwanderung in die Sozialsysteme lehnt sie dagegen ab.

Die klaren Worte kamen an, und das Publikum war entsprechend nachdenklich. Thomas Markus Leber moderierte anschließend noch eine Fragerunde aus dem Publikum in der es vorwiegend um den Ukrainekonflikt ging. "Ist die Unterstützung Europas halbherzig ?" wurde da gefragt, oder auch ob Waffenlieferungen den Krieg verlängern oder verkürzen. Auch hier ein klares Bekenntnis zur Unterstützung der Ukraine.

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Thomas Markus Leber moderierte anschließend noch eine Fragerunde

Alles nachlesen kann man in ihrem Buch "Streitbar - was Deutschland jetzt lernen muss", das sie im Anschluss noch signierte. Auch dabei kam sie mit Gästen immer wieder ins Gespräch. Einer wollte wissen, was sie denn von einer allgemeinen Wehrpflicht hielt. Da wurde sie sehr zurückhaltend und man merkte, dass sie an all die nicht vorhandenen Ausbilder und all die Räume in Kasernen dachte, die ebenfalls nicht vorhanden sind. Sie nahm sich aber Zeit und erläuterte in Ruhe die Schwierigkeiten.

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Dann gab es Fototermine, mal mit einer SPD-Gruppe, mal mit CDU-Politikern, und mit Großeltern, die ein signiertes Buch für die Konfirmation des Enkels mitnahmen, bevor es dann endlich ans Buffet ging.

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Erinnerungsfoto an einen denkwürdigen Abend: Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Thomas Markus Leber, Gerrit Koch und Thomas Rathcke.

Und alle waren erstaunt. Locker und sympathisch ist sie rübergekommen, so ganz anders, als man sie sich vorgestellt hatte. Gut, dass man sie mal persönlich erlebt hat. Es gab aber auch nachdenkliche Gesichter. Die Veranstaltung war zwar rund und locker, die Thematik aber nichtsdestoweniger äußerst brisant.

Hören Sie im Originalton einen Auszug aus der Rede von Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Audio: Harald Denckmann

Ein bisschen Weltpolitik in Schuppen 9: Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag Marie-Agnes Strack-Zimmermann war Hauptrednerin beim Jahresempfang der Lübecker FDP. Fotos: Harald Denckmann

Ein bisschen Weltpolitik in Schuppen 9: Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag Marie-Agnes Strack-Zimmermann war Hauptrednerin beim Jahresempfang der Lübecker FDP. Fotos: Harald Denckmann


Hier hören Sie den Originalton:

Text-Nummer: 165127   Autor: Harald Denckmann   vom 05.04.2024 um 09.41 Uhr

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