Zwei Bildtafeln des Maria-Magdalenen-Retabel wieder aufgetaucht
Lübeck - Innenstadt: Archiv - 30.05.2024, 18.34 Uhr: Zwei Bildtafeln aus dem Maria-Magdalenen-Retabel von 1519, die lange Zeit als verschollen galten, könnten jetzt vom St. Annen-Museum angekauft werden: Das Maria Magdalenen-Retabel gehört zu den bedeutendsten Werken der Lübecker Schnitzkunst zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Sollte der Erwerb gelingen, werden die beiden Tafeln erstmals seit vielen Jahrzehnten wieder im Zusammenhang mit dem zugehörigen Retabel gezeigt.Dazu möchten die Freunde der Museen für Kunst und Kulturgeschichte beitragen und deshalb gemeinsam mit dem St. Annen-Museum eine Sammelaktion in Lübeck starten.
„Es wäre eine außerordentliche Bereicherung für das Museum und für die Stadt Lübeck, wenn diese beiden Tafeln wieder ihren Weg zu ihrem ursprünglichen Retabel zurückfinden könnten“, sind sich Dr. Dagmar Täube, Direktorin des St. Annen-Museums, und Christian Kroeger, Vorstandsvorsitzender der Freunde, einig.
Die beiden zum Kauf stehenden Bilder gehören zur Sonntagsansicht des Maria-Magdalenen-Retabels. Die Szenen dieser Ansichtsseite erzählen die sog. Meerfahrtslegende. Die Malereien werden Erhard Altdorfer, dem Bruder des berühmten Albrecht Altdorfer, zugeschrieben. Bei den beiden Szenen handelt es sich um
1. Die Ankunft der Maria Magdalena in Marseille und
2. Die Bekehrung des Fürstenpaares durch die Heilige
Das Werk wurde 1519 von den Schneidergesellen Lübecks für die Burgkirche gestiftet und befindet sich heute im Besitz des St. Annen-Museums. Vier Tafeln der Sonntagsansicht fehlen hier. Zwei dieser Tafeln befinden sich seit 1941 im Allen Memorial Art Museum in Oberlin, Ohio (USA).
Die beiden zum Kauf stehenden Tafeln galten bisher als verschwunden und haben eine abenteuerliche Reise mit interessanten Stationen hinter sich. Sie wurden dem St. Annen-Museum jetzt vom Senger Bamberg Kunsthandel angeboten.
Das Maria Magdalenen-Retabel gilt als eines der kostbarsten und qualitätvollsten Objekte des St. Annen-Museums. Es erzählt ausführlich die Legende der Stadtheiligen. Als Quelle für die Darstellungen ist das Lübecker Passional von 1492 zu nennen, also die spätere niederdeutsche Fassung der berühmten Sammlung von Heiligengeschichten, die Legenda aurea. Dabei werden unterschiedliche biblische Begebenheiten, in denen eine Maria Magdalena eine Rolle spielt, zu einer Legende miteinander verwoben. Maria Magdalena gilt als Lübecks Stadtpatronin, weil die Hansestadt an Ihrem Patronatstag, dem 22. Juli 1227, in der Schlacht von Bornhöved siegte und sich damit von der dänischen Vorherrschaft befreien konnte.
Die neu zu erwerbenden Tafeln wurden vermutlich zwischen 1818 und 1855 gemeinsam mit zwei weiteren Bildfeldern vom Retabel getrennt und gelangten dann nach New York, bevor sie in weiteren Privatbesitz kamen und uns schließlich aus Bamberg zum Kauf angeboten wurden. Die Wiedervereinigung ehemals zusammengehöriger Fragmente zu einem Gesamtwerk ist ein großer Glücksfall und die beiden Tafeln würden hier eine wesentliche Lücke füllen. Das Maria-Magdalenen-Retabel wird im St. Annen-Museum im sogenannten Remter gezeigt. Es handelt sich hier um den größten Prachtsaal im Herzen des Museums. Das Retabel gehört zu den spektakulärsten Werken der Sammlung.
Das St. Annen Museum hat die Chance, zwei Bildtafeln, die als verschollen galten, für den Maria-Magdalenen-Retabel zu erwerben.
Text-Nummer: 166207 Autor: Museen vom 30.05.2024 um 18.34 Uhr