Abgrillen auf dem Grünstrand

Mit den neuen Schildern werden die Tagesgäste auf der Travemünder Liegewiese zwei Wochen vor Inkrafttreten über das neue Grillverbot informiert. Es gilt jährlich vom 15. Juni bis zum 31. August auf der kompletten Grünfläche. „Um die Aufenthaltsqualität für alle Besucher der Liegewiese auch in der Hochsaison zu wahren, wird das Grillen im oben genannten Zeitraum untersagt“, heißt es dazu dreisprachig auf der Tafel, die jeweils am Anfang und Ende der Wiese aufgestellt wurde.

Gebührenpflicht, Nachtruhe, ganzjähriges Hundeverbot und jetzt saisonales Grillverbot: Der Schilderwald auf dem Grünstrand wächst mit jeder neuen Verordnung.

Die Geschichte des Grillens auf dem Grünstrand
Viele Jahre gab es keine Probleme mit dem Grillen auf dem Grünstrand: Es gab nur wenige vorinstallierte Grills, den Schlüssel musste man sich bei der Tourist-Information holen. Im Sommer 2017 hatte der damalige Wirtschaftssenator Sven Schindler (SPD) das Grillen auf der beliebten Travemünder Liegewiese dann komplett freigegeben. Im darauffolgenden Jahr häuften sich die Beschwerden über die „Nebelschwaden“ der zahlreichen Grills, die über die komplette Wiese waberten. Mitgebrachte Grills wurden daraufhin nur noch auf speziell dafür vorbreiteten Flächen erlaubt. Die Beschwerden gingen weiter. Im April dieses Jahres ging dann ein Maßnahmenplan der Kurverwaltung durch die politischen Gremien, welcher ein Saisonales Grillverbot vom 15. Juni bis 31. August vorsieht (Wir berichteten). Die CDU wollte das Grillen sogar ganzjährig verbieten, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. So hat das Grillen auf dem Grünstrand längst auch eine politische Dimension.

Aufenthaltsqualität verbessern: Die „Nebelschwaden“ der Grills (hier Mitte Mai 2023) sollen, zumindest in der Hochsaison, auf dem Grünstrand der Vergangenheit angehören.

Service um neue Umkleiden erweitert
Darüber hinaus soll die Aufenthaltsqualität aber noch weiter verbessert werden. So wurden in diesem Jahr neue Strandumkleiden gebaut. Die massiven „Betonschnecken“ sind über den Grünstrand verteilt. Der Travemünder Kunstverein hat angeboten, sie zu gestalten. Dies wurde nach Auskunft des Vereins jedoch erst einmal abgelehnt. Mit einer durchgangsbreite von etwa 65 Zentimetern und etwa 1 Meter im Innenraum bieten die Umkleiden ausreichend Platz zum Umziehen. Für Rollstuhlfahrer dürfte es vielleicht etwas schwierig werden. Zukünftig soll noch der vorhandene WC-Container durch eine feste Anlage erweitert werden.

Die neuen Strandumkleiden werden bereits angenommen. Manchmal auch als Fußballtor, meist aber zum dafür vorgesehenen Zweck.

Maßnahmen in der Kaiserallee greifen
Für Aufregung sorgte im Sommer 2019, dass in der Kaiserallee parallel zum Grünstrand beidseitig im Halteverbot geparkt wurde, so dass zum Beispiel Lieferdienste kaum noch durchkamen. Die Situation wurde von der Verwaltung teilweise entschärft, indem die Kaiserallee an diesem Abschnitt zur „saisonalen Einbahnstraße“ erklärt wurde. Weiter wurde eine Absperrkette auf dem Fußweg entlang der Liegewiese angebracht. Seitdem wird nur noch einseitig im Halteverbot geparkt.

Die Kaiserallee am Pfingstsonntag (28.05.2023).

Ordnungsamt greift durch
Den Vorwurf des „Staatsversagens“ hatte der verantwortliche Senator Ludger Hinsen (CDU) auf der Travemünder Stadtteilkonferenz im Januar mit dem Hinweis auf „hunderte von Abschleppvorgängen auch in der Kaiserallee und anderen entsprechenden Straßen“ zurückgewiesen (Wir berichteten). Nachdem jetzt am Pfingstsonntag im beschränkten Halteverbot kein einziger Platz mehr frei war, soll übereinstimmenden Berichten zufolge das Ordnungsamt dagewesen sein. Das hat sich scheinbar rumgesprochen, denn am Pfingstmontag gab es keine Parkverstöße am Grünstrand mehr. Dafür war ein erheblicher Parksuchverkehr in der Sackgasse „Helldahl“ zu beobachten.

Die Kaiserallee am Pfingstmontag (29.05.2023).

Inwieweit die neuen Maßnahmen wie das „saisonale Grillverbot“ greifen, soll nach der Saison ausgewertet werden. In den sozialen Netzwerken werden bereits Befürchtungen laut, dass nun verstärkt am nicht weit entfernten Hundestrand gegrillt werden wird, was aufgrund von Glutnestern eine Gefahr für die Tiere darstellen könne.

Ende der Grillsaison: Jetzt wurden die Schilder mit dem neuen Grillverbot montiert. Es gilt in der Hauptsaison vom 15. Juni bis 31. August. Fotos: Helge Normann

Text-Nummer: 159097   Autor: Helge Normann   vom 04.06.2023 um 11.00 Uhr